Kunstbotschaften für den Mars

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Uta Baier

Berlin - Vom Mond aus betrachtet, muss es ein grandioses Schauspiel sein, ein Kunstwerk, das an einem Tag die ganze Erde umfasst: Rot und grün leuchtende Kugeln, funkensprühender Goldregen oder silbern glitzernde Sterne - mit Leuchtraketen malen wir auch heute wieder vergängliche Bilder in den Silvesterhimmel. Nach wenigen Augenblicken alles vorbei, Pyro-Kunst ist nichts für die Ewigkeit, aber wir schicken durchaus auch Werke von bleibendem Wert ins All.

Doch was werden sie nur für ein Bild von uns bekommen? Angenommen, es gibt irgendeine Form Außerirdischer dort draußen, angenommen, es gibt sogar Marsmännchen, was wird ihnen wohl das Kunstwerk des britischen Schock-Künstlers Damien Hirst sagen? Hirst will im kommenden Mai mit der «Beagle-2-Mission» ein kreditkartengroßes Werk auf den Mars schicken: Keine in Formaldehyd eingelegten Haie oder Schweinehälften, noch nicht einmal Bilder eingelegter Tiere. Nur einige Farbpunkte hat Hirst auf das kleine Bild gemalt: «Wenn die Augen im Kopf haben, dann werden sie es lieben», glaubt er.

Aber wenn nicht, was dann? Bisher ist von Empörung über Erdenkunst im Weltall nichts bekannt. Es mag an der ohnehin dünnen Informationsdichte liegen, die wir hierzulande über Weltallbewohner haben. Es mag aber auch an der Kunst liegen, die manchmal mitfliegen darf. Erstmals durfte 1969 Kunst ins All fliegen: eine Keramikfliese, geschickt mit der amerikanischen Apollo-12-Mission. Auf dem etwas übertrieben großartig bezeichneten «Moon-Museum» durften sich sechs amerikanische Künstler verewigen: Robert Rauschenberg zeichnete eine Linie, Andy Warhol malte einen Penis, Claes Oldenburg Mickey Mouse, die anderen drei, John Camberlain, Forrest Myer, David Novros wollten mit geometrischen Mustern erfreuen.

Seitdem durfte nur selten etwas mitfliegen und meist nahmen es die Astronauten selbst mit. Der deutsche Astronaut Thomas Reiter flog 1995 20 Kleinkunstwerke ins All: die «weltraumqualifizierten» Kunstwerke wogen insgesamt 246 Gramm. Vor allem symbolisches wie menschliche Fußabdrücke wird gern mitgenommen, Erotisches ist weniger beliebt für die Außenwirkung des Menschen. Rembrandt jedenfalls kommt nicht ins All. Das Zusammenkommen von Leinwand, Holz, Ölfarbe und Goldrahmen macht ihn weltraumuntauglich durch Übergewicht. Selbst so duftig leichte Kompositionen wie die der Impressionisten wären nur in kleinen Schnipseln allkompatibel.

Kunst für Außerirdische muss leicht sein: Ein Gramm Kunst zur Weltraumstation Mir zu transportieren kostet etwa 100 Dollar. Eine kleine Last, die vielleicht große Wirkung haben wird, vielleicht aber auch, wie all die anderen Versuche, Kontakt aufzunehmen, wirkungslos durchs All segelt.