Nancy - Eine Kochplatte soll im Serviceabteil des Schlafwagenbetreuers den verheerenden Brand im Nachtzug von Paris nach München vor knapp drei Wochen verursacht haben. Das ergaben nach inoffiziellen Angaben vom Montag die vorläufigen Ermittlungen von französischer Justiz und Bahnexperten. Bei dem Feuer waren in der Nacht zum 6. November bei Nancy zwölf Menschen getötet worden.
Explizit wollte sich die Staatsanwaltschaft Nancy noch nicht äußern: «Einen Bericht veröffentlichen wir erst, wenn das Expertengutachten Schwarz auf Weiß vorliegt», sagte Michel Sonthille von der Ermittlungsbehörde der Berliner Morgenpost. Die Deutsche Bahn wollte gestern die Ursache des Unfalls noch nicht bestätigen. «Wir wollen einer offiziellen Erklärung der französischen Behörden nicht vorgreifen», so Bahnsprecher Achim Stauß.
Wie aus Kreisen der Ermittlungsbehörden gestern zu erfahren war, spielte sich der Verlauf des Unglücks folgendermaßen ab: In der Unglücksnacht kontrollierte angeblich zwischen 1 Uhr und 1.30 Uhr ein französischer Schaffner die Fahrkarten im ersten Wagen hinter der Lok, ohne etwas Auffälliges zu bemerken. Der deutsche Schlafwagenschaffner soll den Angaben zufolge geschlafen haben und von Brandgeruch geweckt worden sein. Er sah, dass ein in der Nähe der Kochplatte hängendes Kleidungsstück Feuer fing. Der Mann soll daraufhin einen Topf mit Wasser gefüllt und dieses auf die Flammen geschüttet haben. Derzeit sei unklar, warum er weder die Notbremse gezogen noch den Feuerlöscher benutzt habe. Der Schlafwagenbetreuer soll stattdessen den Wagen verlassen haben, um Hilfe zu holen. Die Deutsche Bahn sagte gestern zum Tathergang nichts, nur zum gesundheitlichen Zustand des in den Unfall verwickelten Mitarbeiters: «Der Mann wird psychologisch betreut. Seinen Aufenthaltsort halten wir geheim», so Achim Stauß.
Die getöteten Passagiere hatten kaum eine Chance: Vier der zwölf Todesopfer wurden nicht in ihren Abteilen, sondern auf dem Gang gefunden. Alle hatten Rauch eingeatmet, wie die Autopsie ergab. Unter den Todesopfern waren drei Deutsche, fünf Amerikaner, zwei Russen, ein Ungar sowie eine Griechin. AP/zach/eva