Parchim - Dem Busfahrer blieb kaum eine Schrecksekunde. Als der Kleintransporter gestern im morgendlichen Berufsverkehr auf der A 24 in Mecklenburg-Vorpommern die Behelfsleitplanken durchbrach, krachten beide Fahrzeuge auch schon zusammen. Der 42-jährige Mann aus Lübeck war auf der Stelle tot, sein Vier-Sterne-Reisebus fuhr führerlos noch 300 Meter weiter und kam erst im Straßengraben zum Stehen. Der Aufprall war so heftig, dass sich der Motorblock des Kleintransporters aus der Verankerung riss und als tödliches Geschoss durch den Reisebus jagte. Insgesamt starben vier Menschen, zehn Personen wurden schwer verletzt.
So etwas habe er noch nie gesehen, gestand Polizeihauptmeister Hartmut Wegner, der einer der ersten an der Unfallstelle zwischen Suckow und Parchim war. Der Unfallverursacher hatte im Baustellenbereich die Gewalt über sein Fahrzeug verloren, heftig gegengelenkt und war so auf die Gegenfahrbahn geraten. Die Autobahn mit jeweils zwei Richtungsfahrbahnen ist an dieser Stelle schnurgerade. Auch die Fahrbahn war an diesem Morgen weder verschmutzt noch vereist. An die Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Kilometern pro Stunde könne sich der Kleintransporter nicht gehalten haben, besehe man sich die durchschossene Metallgleitwand zwischen den Fahrbahnen, mutmaßen die Polizisten.
Der 32-jährige Fahrer des Kleintransporters aus Lübbenau überlebte den Unfall schwer verletzt. Sein 28-jähriger Beifahrer sowie drei Personen aus dem voll besetzten Bus starben. Darunter waren ein 27-jähriger Franzose und eine 62-jährige Frau aus Berlin. Sie saßen im ersten von zwei Bussen der Firma Autokraft in Kiel, die zwischen der Ostseeküste und Berlin pendeln. Zum Glück saßen nicht noch mehr Leute im Bus», sagte Frank Leuschner, Leiter des zuständigen Ordnungsamtes in Parchim. Der Fahrer des zweiten Busses bemerkte den Unfall rechtzeitig und kam zum Stehen. Auch dass kein weiteres Auto in den Unfall verwickelt wurde, grenzt an ein Wunder.
Beide Unfallfahrzeuge sind Schrott. Im Bus sind fast alle Scheiben geborsten. Als das grüne Fahrzeug abtransportiert wird, liegen noch Handtaschen und Kleidungsstücke der Insassen im Bus. Der Kleintransporter ist so eingedrückt, dass man kaum die alten Umrisse erahnt.
Wegner ist als Ermittler der Autobahnpolizei vor Ort. «Als ich das heute Morgen gehört habe, dachte ich, nicht schon wieder», sagt er. Denn vor sechs Wochen hatte es hier einen nahezu identischen Unfall gegeben. «Die Leitplanken sollen ja gerade verhindern, dass sich die Gegenverkehre behindern», sagt Wegner. Die metallenen Schienen sind 60 Zentimeter hoch und können einiges aushalten. «Das muss untersucht werden», kündigt Wegner an. Wegen der umfangreichen Bergungsarbeiten war die Autobahn etwa acht Stunden gesperrt. Erst am späten Nachmittag konnte die Gefahrenstelle zwischen Suckow und Parchim für den Verkehr wieder freigegeben werden.