Gift-Angst in Bad Münder

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Foto: rj/hpl

Bad Münder - Nach der Explosion eines mit Krebs erregendem Epichlorhydrin gefüllten Waggons in Bad Münder grassiert jetzt, eine Woche nach dem Bahnunglück, die Angst unter der Bevölkerung vor gesundheitlichen Schäden. Immer mehr Anwohner begeben sich wegen möglicher Vergiftungserscheinungen in ärztliche Behandlung. Inzwischen ist ihre Zahl auf 371 in die Höhe geschnellt.

Neben Atemwegsproblemen und Kopfschmerzen klagen viele über allergische Reaktionen, Verätzungen und brennende Augen, berichtete gestern eine Sprecherin des Gesundheitsamtes Hameln-Pyrmont. In Bad Münder trat daraufhin erneut der Krisenstab zusammen.

«Rund 50 Betroffene haben bislang das Angebot des Gesundheitsamtes wahrgenommen, ihre Leberwerte untersuchen und eine Blutprobe entnehmen zu lassen», so die Sprecherin des Gesundheitsamtes, Monika Steudle. Die Behörde rechne jedoch damit, dass sich die Zahl in den kommenden Tagen auf bis zu 1700 erhöhen werde. Da Spätfolgen bislang nicht ausgeschlossen werden könnten, werde das Blut zur Beweissicherung konserviert. Dennoch sei eine Schädigung der Leber oder der Nieren noch kein Beweis für Krebs erregendes Epichlorhydrin. Bereits am Wochenende seien rund 420 Feuerwehrleuten und Rotkreuzhelfern, die beim Zugunglück im Einsatz waren, Blutproben entnommen worden. Mit einem Ergebnis sei jedoch erst im Laufe der Woche zu rechnen.

Nachdem am Sonntag die Reste der Chemikalie vollständig aus dem Kesselwaggon abgepumpt worden waren, gab der zuständige Staatsanwalt gestern die Unglücksstelle frei. Die umfangreichen Aufräumarbeiten würden jedoch noch mehrere Tage dauern, erklärte ein Bahnsprecher. Die ineinander verkeilten Waggons sollen zunächst mit Hilfe zweier Kräne in einen abgegrenzten Bereich neben den Gleisen verladen werden, um sowohl in den Waggons als auch an der Unfallstelle umfangreiche Proben zu nehmen.

Gewässeruntersuchungen, die bislang vorgenommen worden seien, hätten keine Belastung ergeben, so Christiane Lampen, Sprecherin des Landkreises Hameln-Pyrmont. Man gehe inzwischen davon aus, dass die Schadstoffe lediglich in den ersten 60 Minuten in die Luft gelangt und in Löschwasser gelöst in den Abflusskanal des Bahndamms geraten seien. AP