Braunschweig/München - Das erste Todesopfer in Deutschland ist der 31-jährige Fahrer eines Rot-Kreuz-Wagens. Er verunglückte bei Wolfenbüttel, als er auf überfluteter Straße die Kontrolle über den Wagen verlor und frontal auf einen Baum fuhr. Der Beifahrer wurde verletzt, schwebt aber nicht in Lebensgefahr.
Starke Regengüsse in der Nacht zu Sonntag setzten vor allem dem Süden Deutschlands und dem niedersächsischen Harzrand schwer zu. Teilweise gingen bis zu 80 Liter Wasser pro Quadratmeter nieder. In den östlich von München gelegenen bayerischen Landkreisen Ebersberg und Rosenheim verschärfte sich die Hochwasserlage erneut. In Glonn kam ein Hang ins Rutschen, ein Wohngebiet ist in akuter Gefahr. In manchen Niederungen stieg das Wasser brusthoch. So beispielsweise in Moosach, wo Rettungskräfte die Einwohner mit Booten aus ihren Häusern holten. Der Ebersberger Landrat Fauth Gottlieb konnte auch gestern keine Entwarnung geben: «Je länger es regnet, desto mehr Hänge werden ins Rutschen kommen. Wir befürchten das Schlimmste.» Dramatisch war auch die Situation im baden-württembergischen Reutlingen, wo wegen massiver Überschwemmungen Katastrophenalarm herrschte.
Ebenso in den Urlaubsgebieten Europas hieß es «Land unter»: Nach den Unwettern im Nordosten Spaniens hat das Wetter sich am Sonntag leicht gebessert. Auf Mallorca und den anderen Balearen hoben die Behörden die Unwetterwarnungen auf. In der Urlauberhochburg S'Arenal war die Strandpromenade noch überschwemmt, Touristen wateten knietief durch das Wasser. Nur für die Costa Brava und den Nordosten Kataloniens wurde der Unwetteralarm aufrecht erhalten. Im italienischen Piemont und im Aostatal traten zahlreiche Wasserläufe über die Ufer, auf den Bergen fiel bis auf 2000 Meter herab Schnee. In Rom suchten heftige Gewitter teilweise mit Hagel für mehrere Stunden die Ewige Stadt heim.
Die Hochwasseropfer in Nieder- und Oberösterreich stellten sich bereits auf neue Überschwemmungen ein. «Wir können nur noch beten», schilderten die örtlichen Behörden ihre Hilflosigkeit. In der Nacht zum Montag werde ein neues Adriatief wieder Regenmengen in die Krisengebiete bringen, so Wetterforscher.
Indes nahm an der südrussischen Schwarzmeerküste die Zahl der entdeckten Flutopfer nach den Regenfällen vom vergangenen Donnerstag weiter zu. Bis gestern bargen die rund 1000 Rettungskräfte insgesamt 58 Leichen. Auch in Tschechien erhöhte sich die Zahl der Hochwassertoten auf sechs. sig/AFP/dpa