Vorhang auf für Barbara Schöneberger

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Oliver Maser

Köln - Geschafft! Babsi wird heute zur öffentlichen Frau - fast. Zumindest aber zu einer öffentlich rechtlichen. Morgen startet ihre gekonnt konzeptionslose Plaudershow erstmals, wenn auch in gekürzter Version, beim WDR und man darf gespannt sein, ob ihr freizügiges Wesen weiterhin so brachial zur Geltung kommt wie bisher. Das Format lief nämlich bislang nur auf Ballungsraumsendern wie TV.Berlin und Hamburg Eins. Eine Nische im TV-Einheitsbrei, in der beinahe alles erlaubt ist. Dort quasselte die geborene Münchnerin wie ihr der Schnabel gewachsen war und präsentierte mit tiefen Ausschnitten ihren Busen.

Doch diese provokante Freizügigkeit ist nur eine Facette der Barbara Schöneberger. Mit spitzer Zunge hat sie schon Elmar Hörig in der Sat.1-Show «Bube, Dame, Hörig» kräftig Paroli geboten. «Girls Camp» - eine Nachgeburt der «Big Brother»-Hysterie - floppte zwar, doch davon ließ sich Babsi nicht entmutigen. Seit zwei Jahren moderiert sie nun das Sat.1-Frühstücksprogramm «Weck Up». Der letzte Clou gelang ihr zur Fußballweltmeisterschaft: In «ran-WM-Fieber» brachte die betont Fußball-Unwissende Promis dazu, das Regelement rund ums runde Leder zu erklären. Das Erfolgsrezept der Schöneberger ist denkbar einfach: Spontaner, meist frivoler Witz - gepaart mit übertriebener Körperlichkeit. Dabei wird sie nicht müde zu betonen, dass ihre Dimensionen nicht den allseits beliebten Modell-Ausmaßen entsprechen. Das mag sein, scheint aber übertrieben. Zu gern bezeichnet sie sich gern als «Dicke», wohl wissend, dass die Männerwelt das ganz anders sieht. Internetseiten sind voll mit Bildern einer wenig betuchten Schöneberger. Wer «Blondes Gift» nun heute zum ersten Mal einschaltet, sollte gewarnt sein: Die Kulisse ist ein Lacher, das Gequassel mit dem Promi inhaltslos und Ziel der Sendung ist es, den ominösen «Blond-Faktor» des Gastes herauszubekommen. «Blond-Sein ist gut», das reicht Frau Schöneberger meist zur Erklärung ihrer Sendung. Was sich so grottenschlecht und banal anhört, hat aber auch etwas Beachtliches: Dieses anarchische Format mit seiner hemmungslosen Moderatorin enttarnt so manches möchtegern-«cooles» TV-Sternchen. Schöneberger ist gewöhnungsbedürftig - und das zum Glück nicht nur für den Zuschauer. (WDR, 23:15)