London - Nachdem britische Behörden einem Ehepaar ein so genanntes Designer-Baby zur Rettung seines schwer kranken dreijährigen Sohnes versagt hatten, will das Paar nun Hilfe in den USA suchen. Die britische Aufsichtsbehörde für Befruchtung und Embryologie (HFEA) hatte den Antrag auf eine künstliche Befruchtung mit besonderer Präimplantationsdiagnostik (PID) abgewiesen. Durch die Untersuchung auf übereinstimmende Gewebemerkmale wollten Jayson und Michelle Whitaker das Paar beim Embryo noch vor dem Einsetzen in die Gebärmutter feststellen lassen, ob sich das neue Kind als Spender für die benötigten Zellen eigne.
Der erste Sohn des Paares leidet an einer Blutarmut, der so genannten Diamond Blackfan Anämie: Sein Körper produziert zu wenig rote Blutzellen. Der dreijährige Charlie muss daher täglich Medikamente einnehmen und alle drei Wochen eine Bluttransfusionen erhalten, damit seine Organe funktionstüchtig bleiben. Die Ärzte halten eine Heilung für möglich, wenn sie innerhalb der nächsten 18 Monate die Stammzellen aus der Nabelschnur eines geeigneten Spenders in das Rückenmark des Kranken transplantieren könnten. Die Chance, dass das Ehepaar ein solches Kind zur Welt bringt, liege jedoch bei 1:4. Ihre Tochter, die im vergangenen Jahr zur Welt kam, besitzt nur eine Gewebeübereinstimmung von 50 Prozent, nötig sind aber 100 Prozent. Deswegen hatte das Paar jetzt beantragt, mehrere Eizellen künstlich befruchten und dann mittels PID feststellen zu lassen, welcher Embryo dafür in Frage komme.
Die Kontrollbehörde wies den Antrag am Donnerstagabend zurück: Dies sei nur möglich, wenn es darum gehe, zu verhindern, dass auch das neue Kind an der Anämie erkranke. Diese Chance sei aber mit 1:50 relativ gering. Eine Untersuchung des Embryos nur zum Zweck, die Eignung für eine Transplantation festzustellen, sei jedoch nicht zulässig. Anfang des Jahres hatte die Behörde in einem ähnlichen Transplantationsfall die vorherige PID-Untersuchung erlaubt, weil es um die Blutkrankheit Thalassämie ging. Dieses Erbleiden hätte in dem Fall ein akutes Risiko auch für das neue Baby bedeutet. Nun sollen die Zellen aus dem Nabelschnurblut auch dem kranken Bruder helfen können. Die Eltern waren zutiefst enttäuscht über das Urteil der Behörde. Der Vater des kranken Jungen sagte, man sei bereits mit einer Klinik in den USA im Gespräch, wo diese Frage gänzlich anders behandelt werde und ein Untersuchung auf Gewebemerkmale kein Problem sei. «Wir könnten Berufung gegen die Entscheidung der Behörde einlegen, aber wir haben keine Zeit.» dpa/BM