Hamburg - Gewitterstürme mit Blitz und Donner haben in der Nacht zu gestern dem schönen Wetter in weiten Teilen Deutschlands ein jähes Ende gemacht und für Chaos und schwere Schäden gesorgt. In mehreren Bundesländern wurden einzelne Landstriche verwüstet. Es entstanden Schäden in Millionenhöhe. Auch tagsüber blitzte es aus dem Himmel im Norden und Süden, bei Polizei und Feuerwehr liefen die Telefonleitungen heiß. Mancherorts gingen Hagelschauer und Platzregen nieder, viele Bäume wurden entwurzelt. Gestern abend hielt ein Unwetter über Niedersachsen und Hamburg die Hilfs- und Rettungskräfte in Atem. Besonders betroffen waren Hameln, wo Hagelkörner in der Größe von Hühnereiern für starke Verkehrsbehinderungen sorgten, und Hannover. Hier gab es Verwüstungen im gesamten Stadtgebiet. Allein in Hannover gingen innerhalb von knapp zwei Stunden etwa 600 Notrufe bei der Feuerwehr ein. Ein vierjähriges Mädchen wurde leicht verletzt, als es vom Sturm umgeweht wurde. Sturmböen rissen Bäume um, heftige Niederschläge setzen Keller unter Wasser. «Hier ist Land unter», beschrieb ein Feuerwehrsprecher die Situation.
In einem Nürnberger Biergarten wurden zwei Männer von einem herabstürzenden Baum verletzt, in Bayreuth traf ein umstürzender Baum eine Frau und verletzte sie. Mit Sturmböen von über 100 Stundenkilometern waren die Gewitter seit dem frühen Nachmittag von Westen her über Bayern hinweggezogen. Es kam erneut zu heftigen Platzregen und in weiten Teilen Bayerns gab es eine kräftige Abkühlung.
Im Laufe des gestrigen Tages schlug das Wetter dann Temperatur-Kapriolen. Während die Menschen in Berlin und in der Lausitz am Nachmittag bei Werten zwischen 31 und 35 Grad schwitzten, sanken in Kassel die Temperaturen nach Gewittern binnen einer Stunde von 25 auf 17 Grad. In Köln erreichten die Werte sogar nur noch 13 Grad.
In der Nacht zuvor hatten Blitze Brände entzündet, umgestürzte Bäume Straßen blockiert, und die Wassermassen Keller überflutet. Mehrere Menschen erlitten teils schwere Verletzungen. Vor allem in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein war die Feuerwehr im nächtlichen Gewitter-Einsatz. Die Unwetter setzten am Dienstagnachmittag ein und tobten bis in die Nacht zu gestern von Schleswig-Holstein bis Oberbayern. Zahllose Bäume stürzen um, stellenweise waren Straßen und Bahnstrecken blockiert, ganze Stadtteile standen unter Wasser, Blitzschläge verletzten Menschen und lösten Brände aus. Chaotische Zustände herrschten in Nordrhein-Westfalen und Teilen Niedersachsens. Der Südwesten blieb weitgehend verschont.
Bei der Deutschen Bahn blockierten Blitzeinschläge, umgestürzte Bäume und Äste in den Oberleitungen stundenlang die wichtigsten Fernverbindungen von Köln in Richtung Frankfurt am Main und vom Ruhrgebiet in Richtung Berlin. Zehntausende von Berufspendlern mussten in Nordrhein-Westfalen zum Teil stundenlange Verspätungen hinnehmen. Auf den Straßen sah es nicht viel besser aus. Im westfälischen Minden-Lübbecke wurden vier Autos durch umgestürzte Bäume zerstört. Straßen waren durch umgestürzte Bäume blockiert. Die Bundesstraße 65 war unpassierbar. Die Sorge vor neuen Unwettern konnte der Deutsche Wetterdienst in Offenbach nicht nehmen. Auch für die Nacht zu heute erwarteten die Wetter-Experten sintflutartige Regenfälle, starken Hagelschlag und orkanartige Böen. Für den Osten Deutschlands und Bayern galten weiter Unwetterwarnungen. dpa/AP