Überlingen - Über der beschaulichen Bodensee-Idylle liegt am Tag nach der Katastrophe ein dunkler Schatten. Mit dem Absturz der beiden Flugzeuge mitten in der Urlaubsregion und dem Tod von 71 Menschen sind viele Anwohner und Gäste abrupt aus ihrer sommerlichen Ferienstimmung gerissen worden. «Am bedrohlichsten ist, dass das Schlimme plötzlich so nah ist und man selber mittendrin», sagt eine 34-jährige Verkäuferin.
«Wenn das brennende Flugzeug hier auf die Altstadt gefallen wäre - gar nicht auszudenken. Dann wäre jetzt alles hier weg», sagt die Frau und eine Bäckerei-Verkäuferin fügt hinzu: «Die Leute sind alle noch sehr betroffen und sprechen viel über das Unglück.» Am Bodensee sei schließlich noch nie so etwas Schlimmes passiert.
Auf den ersten Blick nimmt am sonnigen Mittwochvormittag in dem kleinen Kurort am Bodensee alles seinen gewohnten Gang - die Menschen kaufen ein, Kurgäste essen an der Seepromenade ein Eis und ein Touristenschiff legt zur «Großen Panorama-Rundfahrt» ab. Doch die Menschen bewegt nur ein Thema. Egal wo Gruppen zusammen stehen: Es geht um die Sicherheit russischer Flugzeuge, die Aufgabe von Lotsen und die Frage, wo wohl die Leichen der Kinder aufbewahrt werden.
«Eine Frau an einem Gemüsestand berichtet aufgebracht, dass sie an einer Polizeisperre angehalten wurde und nicht zum Wohnort ihrer Eltern fahren konnte. «Es ist schon gruselig, dass die immer noch nach den Leichen suchen müssen.»
Die Bevölkerung Überlingens steht auch am Mittwoch weiter unter dem Schock der Ereignisse. Das merkt auch der Oberbürgermeister Volkmar Weber. «Wir sind hier eine Urlaubsregion. Bei uns sollen Kinder spielen und Spaß haben. Dass wir jetzt von einer Katastrophe betroffen sind, die wir bisher nur aus dem Fernsehen kannten, ist nicht vorstellbar.» dpa