Budapest - Nun hat die «schönste Jungfrau» mit dem «güldenen Haar» und dem bezaubernden Gesang auch die Kulturwächter der Vereinten Nationen bezirzt: Die Loreley ist endgültig «weltberühmt» geworden. Die Weltkulturorganisation Unesco hat Deutschlands romantischen Felsen mitsamt den Stromschnellen im Rhein, den Burgen und Weinbergen und dem gesamten Oberen Mittelrheintal auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Gleichzeitig sind mit Wismar und Stralsund zwei weitere alte Hansestädte in das «Weltkulturerbe» aufgenommen worden. Da außerdem auch die einstige «Königin der Hanse», Lübeck, schon 1987 in die Welterbeliste eingetragen worden ist, stehen mit Ausnahme von Greifswald die «Hauptstädte» der norddeutschen Backsteingotik nun komplett unter Unesco-Schutz.
Es ist ein Erfolg der konsequenten Denkmalpflege, mit der viele Kulturbauten seit dem Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 und im Osten seit der Wiedervereinigung einer radikalen Verjüngungskur unterzogen worden sind. Insgesamt ist Deutschland jetzt mit 27 «Welterbestätten» im Spitzenkatalog vertreten. Der Jubel in den Städten kannte gestern keine Grenzen. In Stralsund waren die Leitungen der Rathauspressestelle über Stunden besetzt.
«Das Kultur- und Naturerbe der Menschheit zu schützen, liegt nicht allein in der Verantwortung eines einzelnen Staates, sondern ist Aufgabe der Völkergemeinschaft,» heißt es in der Unesco-Welterbekonvention. Das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt haben seit 1972 exakt 172 Staaten unterzeichnet. Mit der Aufnahme in die Welterbeliste ist allerdings kein Geldsegen verbunden. Und auch mit dem Schutz ist es nicht allzu weit her: So wurde das kroatische Dubrovnik im Jugoslawienkrieg ohne Rücksicht auf seinen Unesco-Status von serbischen Truppen beschossen und schwer beschädigt.
In den neuen deutschen Welterbestädten erhofft man sich trotzdem Vorteile von der Auszeichnung. «Wir erwarten noch mehr Besucher und Unterstützung für die Sanierung unserer schönen Altstadt,» meint der Stadtsprecher von Wismar, Junge.
Mit ihren sanierten Giebelfassaden gilt die «Perle der Ostsee» schon heute als Vorzeigeobjekt. Ihre restaurierte Altstadt erlebt den Zuzug junger Familien und braucht keine Leerstände mehr zu fürchten. Die riesige gotische Backsteinkirche St.Georgen, die zu DDR-Zeiten bereits einzustürzen begann, hat jetzt wieder ein Dach und Fenster. In ihrer Urkunde rühmt die Unesco: «Wismar ist die einzige in dieser Größe und Geschlossenheit erhaltene Hansestadt im südlichen Ostseeraum».