Der Mann ist nur Haushaltshiwi

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Nina Gerstenberg

Lieber Vater, Ehemann, Lebensabschnittspartner - Hand aufs Herz, wie viel helfen Sie Ihrer Frau, Partnerin, der Mutter Ihrer Kinder tatsächlich bei der Hausarbeit? Schauen Sie morgens wirklich in den Kühlschrank und stellen fest, dass Quark, Margarine und Aufschnitt fürs Schulbrot fehlen? Eilen sie um 21 Uhr ins Bad, sobald Sie das elektronische Piepsen der Waschmaschine hören, um das Sportzeug fürs Töchterlein aufzuhängen, das es für den Leichtathletikwettkampf braucht? Denken Sie daran, abends noch schnell die Wäscheberge aus dem Gästezimmer zu räumen, damit die Schwägerin sich dort am nächsten Tag ausbreiten kann? Haben Sie alle Fragen mit «Ja» beantwortet, dann ist Ihre weibliche Hälfte glücklich dran. Denn Sie, das hat eine neue Studie bewiesen, haben nicht nur wie die meisten Ihrer Artgenossen das «Prinzip Mithilfe» theoretisch verinnerlicht, sondern sind sogar den «nächsten Schritt zur gerechten Arbeitsaufteilung gegangen» - der da lautet: «die praktische, unaufgeforderte Beteiligung an den Hausarbeiten.»

Rund 1300 Familien mit mindestens einem Kind in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat das Wiener Boltzmann Institut im Auftrag der Bounty Haushaltsforschung befragt. Im Mittelpunkt standen dabei die Hausarbeit aller Familienmitglieder und die Zubereitung des Abendessens. Das Fazit kommt wenig überraschend: «Die Rollenverteilung im Haushalt ist nach wie vor traditionell. Rund ein Drittel der deutschen Männer würde sogar gern ganz von der Hausarbeit verschont bleiben.» Geändert habe sich höchstens das Bewusstsein vieler Männer, die die Mithilfe an und für sich nicht mehr in Frage stellen. Im Alltag jedoch übernehmen 80 Prozent aller Frauen die Planung des Essens, das Kochen und den Einkauf. Der Mann geht als «Haushaltshiwi» aus der Studie hervor, der weder regelmäßig noch eigenverantwortlich mithilft - am liebsten erledigt er noch den Großeinkauf, allerdings nur mit vorgeschriebener Liste! Besonders partnerschaftlich und effizient läuft es bei den Karrierefamilien (Mann und Frau arbeiten in sehr anspruchsvollen Berufen). Interessant auch, dass sich die Hausfrau von der Vorbereitung des Familienabends mehr stressen lässt als die Karrierefrau.

Wie verhält sich nun aber der Nachwuchs? Schließlich kann ja auch ein Siebenjähriger ohne weiteres den Tisch decken oder den Geschirrspüler ausräumen. «Fast alle Kinder haben clevere Drückebergerstrategien entwickelt», müssen zum Beispiel plötzlich dringend Schularbeiten erledigen. «Nur die Kinder allein Erziehender sind echte Partner.»

Geht es um den Familienabend, schwebt mehr als 50 Prozent der Befragten eine entspannte Mahlzeit in trauter Runde vor, oft am liebsten noch mit Gästen. Tatsächlich aber fühlen sich 45 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen unter Zeitdruck. Insbesondere Mütter empfinden den Abend durch die hohe Arbeitsbelastung als sehr anstrengend. «Jede Zweite ärgert sich darüber, dass sie dann in die zweite Arbeitsschicht fährt und schon wieder in der Küche steht und alles alleine macht.» In jeder zehnten Familie isst abends «jeder, wann er will». 20 Prozent essen abends regelmäßig vor der Flimmerkiste. Gegen einen gelegentlichen «gemütlichen Fernsehabend mit Pizza» haben schließlich 58 Prozent der Männer und 48 Prozent der Frauen nichts einzuwenden.