Er habe den Charme eines Popstars, schrieb unlängst das Magazin «Gala» über Außenminister Joschka Fischer . «Seit bald zwanzig Jahren schauen die Deutschen ihm zu wie sonst nur Boris Becker . Joschka Fischer weiß: Diplomatie ist zu 10 Prozent Glanz, zu 90 Prozent Hetze.» Mal abgesehen davon, wer wem wobei zuschaut, was «Gala» nicht erwähnte: Die Diplomatie schmeißt Fischer radikal über Bord, sobald es um sein Privatleben geht.
«Täglich lese ich diesen Müll über mich, über uns. Ich finde das alles nur zum Kotzen», kommentierte er im vergangenen Jahr Gerüchte über eine Trennung von seiner Frau, nachdem er bei einem Juwelier mit einer «Fremden» gesehen worden war. Fischer damals: «Wissen Sie, wer die fremde Hübsche war? Meine Frau.» Am Abend der Bambi-Verleihung des Burda Verlages schaffte es der Außenminister vergangene Woche sogar auf das Titelblatt der «Bunte». Er mit Fliege und im Smoking, seine Ehefrau Nicola Leske im nachtblauen Abendkleid, die Schlagzeile in weiß und knallgelb: «Joschka Fischer: Warum sehen wir ihn so selten mit seiner Frau?»
Der Außenminister dürfte nicht erfreut gewesen sein. Von einer Trennung war in «Bunte» zwar nicht direkt die Rede, sehr wohl aber von der «unsichtbaren Ehe» Fischers. Eine Antwort auf die Geschichte gaben die beiden am Donnerstagabend, als er an der Fasanenstraße den Heinz-Galinski-Preis der Jüdischen Gemeinde für seine Bemühungen zur Lösung des Nahostkonflikts entgegennahm. Neben Fischer saß demonstrativ Nicola Leske, beide mit Ehering.
Ob die beiden zusammen sind, ob sie eine Trennung auf Zeit proben, oder ob sie nur die einzig mögliche Art von Beziehung leben, die einem Außenminister und einer selbstständigen Frau bleibt: Es spielt keine Rolle. Der Trend der Gesellschaft, in ihrer Sucht nach Stars jedes bekannte Gesicht zum Helden oder Verlierer zu erklären, macht eben auch vor Bundesministern nicht halt.
Robbie Williams gesteht öffentlich, depressiv zu sein, Stefan Effenberg feiert Weihnachten mit der Ex, und Hessens Ministerpräsident Roland Koch spricht über Freud und Leid im Amt. Die Palette der Stars hat sich seit den Karriere-Höhepunkten eines Peter Alexander verändert. Shawne Fielding ist schwanger, Udo Walz Schirmherr einer Dali-Ausstellung, und es gibt Menschen, die das nicht nur beim Friseur lesen wollen. Ein Privatleben gebe es fast nur noch in ihren eigenen vier Wänden, sagte jetzt Roland Kochs Ehefrau Anke . Sie sollte aufpassen, dass ihr Mann in naher Zukunft nicht doch noch am Zaun des Bundeskanzleramtes rüttelt. Denn dann ist nicht nur für Joschka Fischer und Nicola Leske gar nichts mehr privat. pop