Wladimir Kaminer - Berliner Autor russischer Herkunft - kam 1990 aus Moskau. Den damals 23-Jährigen kannte niemand. Heute tritt der Autor von «Russendisko» und «Militärmusik» auf Buchmessen u. a. mit Günter Grass auf. Am 29. November erhält Kaminer in Hamburg den mit 15 500 Euro dotierten «Ben Witter Preis 2002». Der Schriftsteller werde für seinen genauen Blick auf Befindlichkeiten in diesem Lande, auf Deutsches und allzu Deutsches geehrt, teilte die Wochenzeitung «Die Zeit» mit.
Kaminers Start in Deutschland glich dem vieler Einwanderer - er wohnte in einem Ausländerwohnheim. Was aber kein schlechter Start sein muss. Kaminer: «Alle, die ich von damals kenne, haben eine große Karriere gemacht.» Sein bester Freund ist Chef bei einer russischsprachigen Zeitung, ein anderer bei einer großen Computerfirma. «Mischa, mit dem ich damals nach Deutschland kam, ist Superchef von einer Designerfirma - er gestaltet Diskotheken und zum Beispiel die Berlinale. Und von der neuen Generation, die ich in der Russendisko kennen gelernt habe, haben alle supertolle Jobs.»
Sein Resümee: «Wahrscheinlich liegt das an diesem System hier.» Es sei nicht unproblematisch, aber einfacher zu überwinden. «In der Sowjetunion sind wir gar nicht auf die Idee gekommen, gegen das System zu kämpfen, weil das sinnlos schien. Man musste immer aufpassen, nicht erwischt zu werden. Hier in Deutschland hat man mehr Freiheiten.» Oleg Prochorenko