Die PR-Branche in Berlin befindet sich in einer Trendwende. War das Ziel bisher, möglichst viele Menschen mit guten Namen oder guten Positionen werbewirksam in einer hippen, edlen Location zu versammeln - wahlweise für eine Shoperöffnung, eine Vernissage oder eine Schmuckpräsentation - , so steht nun der gute Zweck im Vordergrund. Vorreiter dieser Trendwende, hin von der oberflächlichen Talkrunde zum inhaltsreichen Treffpunkt mit Weitblick und Perspektive für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, sind die Macher der drei größten PR- und Veranstaltungsagenturen Berlins: Isa Gräfin Hardenberg (Hardenberg Concept), Beate Wedekind («Beate Wedekind GmbH») sowie Alexandra von Rehlingen und Andrea Schoeller (Schoeller & von Rehlingen PR). Sie wollen weg von der Spaßgesellschaft und das Bewusstsein für ernstere Themen schärfen. Ein Boris Becker, der dafür bezahlt wird, sich als Staffage im abgetrennten Vip-Bereich eines neu eröffneten Restaurants anstarren zu lassen, hat da keinen Platz mehr.
Am Sonnabend veranstalten die Damen gemeinsam die Mentor-Gala 2002 im Hotel Adlon, unter Schirmherrschaft der Schwedischen Königin Silvia. Die Charity-Veranstaltung wird zugunsten der Mentor-Stiftung Förderverein e. V. in Berlin ausgerichtet, die sich das Thema Prävention gegen Sucht und Gewalt bei Kindern zum Hauptziel gemacht hat und ein Unterrichtsprogramm für Schüler unter dem Motto «Eigenständig werden» initiiert hat. Die Teilnahme an der Gala kostet pro Person 500 Euro - so trennt sich automatisch die Spreu vom Weizen. Die Gäste, die kommen werden, wie Kunstsammler Mick Flick oder der Deutschlandchef von «Sotheby's», Philipp Herzog von Württemberg , unterstützen die Idee, nicht das eigene Image.
«Wir möchten gehaltvolle Galas organisieren, mit denen wir uns persönlich identifizieren können», sagt Gräfin Hardenberg. «Wir merken, dass auch unsere Kunden nicht mehr an reinen Funpartys interessiert sind, sondern sich engagieren möchten.» Als Teil des «auratis-Netzwerks», einer Zusammenarbeit von Agenturen, zu denen auch die «Media Productions» von Susanne Porsche gehört, will Hardenberg Concept Marketingstrategien entwickeln, die einem guten Zweck dienen. «Ich plädiere schon lange dafür, keine Veranstaltungen zu machen, bei denen sich immer der gleiche Klüngel trifft, ohne zu wissen, warum», sagt Beate Wedekind. «Es geht nicht um reines Entertainment.» mut