Die lange Party-Nacht im Adlon

| Lesedauer: 3 Minuten

Donnerstagabend, 21 Uhr. Der Mann im Smoking, der nach einem Intermezzo in der Bundespolitik lieber Philosophieprofessor an der Universität Göttingen als Kulturstaatsminister sein möchte, durchquert mit Ehefrau Nathalie Weidenfeld die Lobby des Hotels Adlon am Pariser Platz. Julian Nida-Rümelin und die Schriftstellerin sind auf dem Weg zur Soirée der «Werkstatt Deutschland» mit Bill Clinton im Ballsaal.

Götz Alsmann , der promovierte Musikwissenschaftler, der eben noch als Moderator der Einheitsfeier auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor stand, lässt sich in der Lobby zufrieden in einen Sessel sinken. Maybrit Illner grüßt im Vorbeigehen, ihre Kollegin Sabine Christiansen erscheint mit Verleger Florian Langenscheidt . Sonia und Willy Bogner kommen getrennt ins Adlon. Sie im schwarzen Hosenanzug, er in jenem weißen Schutzanzug, in dem er sich soeben am Reißverschluss der verhüllten Fassade des Brandenburger Tores abgeseilt hat. Kurzes «Shakehands», schon entschwebt Bogner mit dem Fahrstuhl in die Suite. Würde ja auch irgendwie komisch aussehen, wenn der Pisten-Tausendsassa in seinem Astronauten-Outfit in den Ballsaal laufen und Ehrengast Bill Clinton in die Arme schließen würde. Bleibt dem Designer nur eins: sich umzuziehen. 35 Minuten später steigt Bogner aus dem Fahrstuhl wieder aus. Im Smoking, Ehefrau Sonia an der Hand.

In der Zwischenzeit haben Parlamentspräsident Walter Momper , der Chef der Berliner CDU Christoph Stölzl , der Chef der Senatskanzlei André Schmitz , Bundesverteidigungsminister Peter Struck , Wolfgang Schäuble , Herzspezialist Roland Hetzer , Irina Pabst, die Schöneberger Sängerknaben und Oliver Juhnke (kam aus dem Pool und der Sauna im Wellness-Bereich) ihren Platz im Adlon gefunden. Im Ballsaal begrüßt Ulrich Wickert die Gäste. Ursprünglich sei ein Galadinner geplant gewesen, aber Ehrengast Clinton habe einen anderen Wunsch geäußert: ein Fest, bei dem die Damen nicht mit Männern an einem Tisch sitzen müssen, mit denen sie sich vielleicht nicht unterhalten wollen. Auch für sich selbst habe Clinton ein lockeres Placement gewollt. Der Ex-Präsident: «Ich möchte hier umherlaufen und viele nette Menschen kennen lernen.» Einmal umtriebig, immer umtriebig.

Klaus Böger ist ja eigentlich eher ein solider Typ. «Heute war ich aber Groopie, am Brandenburger Tor im Backstage-Bereich der Bühne», sagt der Schulsenator, der mit seiner Ehefrau Angelika von einem Bistrotisch aus das Geschehen im in Kerzenlicht getauchten Ballsaal verfolgt. Unternehmer Anno August Jagdfeld philosophiert derweil mit Gary Smith (American Academy) über das Leben mit Kindern. Jagdfeld und seine Ehefrau Anne Maria haben fünf Kinder, Smith schwört auf seine Zwillinge: «Die passen gegenseitig aufeinander auf.» In der Lobby umarmt Tenor Björn Casapietra seinen Fan Klaus Wowereit , dann begrüßt er BMG-Classics-Chef Thomas Becker . Der hat Opernstar Montserrat Caballé betreut. «Sie ist schon zu Bett gegangen, sie muss morgen ganz früh zu Proben nach Moskau.» mut/pop