Dickhäuter werden sie auch genannt. Der kleine silberne Elefant hat auf dem Schreibtisch von Dr. Irmgard Schwaetzer (60) im Jakob-Kaiser-Haus einen Ehrenplatz. Das symbolträchtige Tier ist ein Geschenk von Amélie Reinke , seit 22 Jahren Mitarbeiterin der nun scheidenden FDP-Bundestagsabgeordneten.
Durch dick und dünn, Höhen und Tiefen einer politischen Karriere sind sie gemeinsam gegangen - abserviert als Außenministerkandidatin, aber auch inthronisiert als Bauministerin und erste FDP-Generalsekretärin. «Amélie ist nach meiner Mutter die wichtigste Frau in meinem Leben.» Letztes Treffen im Büro vor dem Auszug.
Wehmut hat die Politikerin nicht gepackt. Im Moment bewegen sie praktische Dinge. Das Gemälde mit dem Trabi in einem brandenburgischen Dorf geht mit nach Hause und die gläsernen Briefbeschwerer kommen ins neue Büro. Dort, wo sie als Unternehmensberaterin arbeiten wird. Zurück zu den Briefbeschwerern: «Mein schönster, aus Kohle, stammt aus meinem Wahlkreis in Düren.» Manchmal sind die Glaskugeln für Irmgard Schwaetzer Ruhepole. Dann schaltet sie kurz ab oder träumt vom 9. November 1989. «Wir waren ratlos damals. Das Einzige, was uns im Bonner Wasserwerk einfiel, war, die Nationalhymne zu singen.»
Seit einem Jahr wohnt Irmgard Schwaetzer in Mitte. Berlin ist für sie Alltag. Zu ihren Erfahrungen mit Taxifahrern meint sie: «Anfangs habe ich mich über sie geärgert.» Doch die studierte Apothekerin hat eine heilsame Medizin: «Ich importiere einfach ein bisschen Rheinland.» Sie meint damit wohl bessere Laune. Irmgard Schwaetzer findet die Stadt quirlig. Sie genießt die Kultur - das Berliner Ensemble, die Lindenoper, die Galerien. Den Diskussionen über die Schließung des Gorki-Theaters trotzt sie mit häufigen Besuchen.
Wie ernährt sich die Apothekerin? Nicht aus Öko-Shops. «Ich achte aber darauf, Obst und Gemüse reichlich zu essen.» Was denkt sie, wenn sie künftig den Reichstag in der Ferne sieht? «Jetzt entscheiden andere die wichtigen Dinge der Republik.» Almut Lüder