An der Seite von Oscar-Gewinner Matt Damon , der in der vergangenen Woche zur Vorstellung des Films die Hauptstadt besuchte, hetzt Franka Potente diesmal durch Europa. Der amerikanische Kassenhit des Sommers ist nach 30 Film-Minuten in «Blow» (mit Johnny Depp ) Potentes zweiter Job in Hollywood. In der jüngsten Ausgabe des «Spiegel» überrascht die Wahl-Berlinerin allerdings mit ihrem Urteil über die Arbeit am 75-Millionen-Dollar- Streifen: «Ich habe noch nie so etwas Chaotisches erlebt.»
Durch verschlungene Kommunikationswege sei «alles tausendmal komplizierter» als in Deutschland. «Die Amerikaner tun immer so, als würde bei uns nichts klappen, weil wir angeblich hoffnungslos altmodisch sind. Die denken, dass wir gerade aus der Höhle gekrochen sind. Die haben keine Ahnung! Bei uns läuft alles viel besser. Die Bürokratie dort drüben - die kann einen umbringen.»
Selbst der Regisseur Doug Liman sei mit seinen Einfällen gelegentlich am «riesigen Hollywood-Apparat» gescheitert. In anderen Momenten habe sie wiederum eine Spontanität beim Dreh erlebt, der Potente an ihre Filme «Lola rennt» und «Nach fünf im Urwald» erinnert habe.
Weitere Klage der patenten Deutschen mit dem Nachnamen ihres sizilianischen Ururgroßvaters: die Wichtigtuerei im Film-Stab. Um die Entscheidungsträger zu erreichen, etwa als ihr Fitnesstrainer entlassen werden sollte, sei sie dazu übergegangen, Briefe zu schreiben, um darin ihrer Unzufriedenheit nachdrücklich Luft zu machen. Öffnet der US-Erfolg ihr nun international neue Chancen, verliert Potente nicht den (Durch-)Blick einer europäischen Cineastin. Wenn überhaupt, wolle sie von Öffentlichkeit und Film-Branche «lieber auf meine Rolle in ,Lola rennt'», als auf die in «Die Bourne Identität» reduziert werden. «Denn es gibt für mich keinen Zweifel, welcher von beiden der bessere Film ist.» («Die Bourne Identität» läuft am 26. September in Deutschland an). Patrick Goldstein