Luxus-Limousine feiert Premiere

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Foto: Buddy Bartelsen

Bei welcher Temperatur kocht Parfum? Im drückenden, Zigarren-rauchigen Klima unter dem Dach der DaimlerChrysler-Niederlassung am Salzufer hätte sich Donnerstagabend bei genauer Observation von Damennacken und Herrenwangen der besagte Siedepunkt gewiss ermitteln lassen. Doch - pardon - wir waren zu sehr abgelenkt vom Trubel, der im gläsernen Autokaufhaus anlässlich der Eröffnung des dort nun eingerichteten «Maybach Centers» für die 400 geladenen Gäste inszeniert worden war.

Wohl weil die frühen Maybach-Fahrzeuge zwischen 1921 und 1941 entstanden sind, waren am Donnerstag die allgegenwärtigen Champagner-Kellnerinnen in Charleston-Roben gehüllt, wurden Dias tanzender Paare aus den Roaring Twenties projiziert. Wer da viele Jahrzehnte später den Erwerb der neuen Limousine überdachte (Preis: 310 000 Euro oder 360 000 Euro), wusste also sofort, dass er damit sein Stück Kulturgeschichte erwerben könnte.

Wie bestellt nahm Uschi Glas flugs Platz im cremefarbenen Fond des Wagens und weil er auch gern ins Blitzlicht der Fotografen wollte, hockte sich Muckibuden-Produkt/Schauspieler Ralph Moeller vor sie auf den Fahrzeugboden. Nur wer das selbst mal in seinem VW Golf probiert hat (etwa mit Kfz-Staubsauger), weiß um den Wert einer Luxus-Limousine.

Zu schüchtern und daher zu spät fürs Foto schob sich Dominique Horwitz ans Fahrzeug heran. «Klasse, oder?» sagte Uschi Glas. «Unglaublich» sagte Dominique Horwitz. Indes ging Marcel Sturm vom Autopflegedienst mit dem Poliertuch über den Lack «Man muss dafür sorgen, dass nicht alles vollgetatscht wird und wenn jemand mit Rotweinglas in den Wagen möchte, sagt man: Darf ich Ihnen das abnehmen?', damit nicht zu viel zu Schaden kommt.»

Waren Sabine Christiansen , Jette und Wolfgang Joop , ja selbst Klaus Wowereit wider Erwarten nicht erschienen, begegneten wir in den drei Fest-Räumen und am Käfer-Büffet einem übermüdet wirkenden Boris Becker (immer noch ohne Begleiterin), Tita von Hardenberg , Horst Buchholz , Laurenz Meyer (auch ohne Begleiterin), Carola Ferstl .

Max Raabe , als Stimme des Palast Orchesters Koryphäe des Fachbereichs «Stil», sprach dem neuen Maybach «hohe Eleganz» zu, würde sich aber ganz klar für die ausgestellten Maybach-Oldtimer entscheiden. Von «Kein Schwein ruft mich an» kann übrigens nicht mehr die Rede sein. Nach einem Telefonat mit Übersee geht Raabes Kapelle im Herbst auf eine erste US-Tour.

Artur Brauner , den wir als einen jener Gäste ansprachen, die sich den Maybach umstandslos leisten könnten, erwiderte: «Das wäre erst möglich, wenn Uschi Glas für mich eine Hauptrolle spielte. Dann fiele bei mir das Wörtchen ,wenn' aus dem Lied ,Wenn ich einmal reich wär' fort.»

Bis wir diese Antwort verstanden hatten, erklangen schon erste Töne des Programms von Bryan Ferry , einem der bedeutendsten Rock-Musiker unserer Zeit. Doch während er schwermütig-sanfte Lieder anstimmte, waren viele Gäste bereits auf dem Heimweg und das Gros des verbliebenen Rests ließ sich, in rege Gespräche vertieft, vom britischen Sänger nicht stören. Vielleicht eine Frage des Stils.

Patrick Goldstein