Weltstar ohne Allüren

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Tom Hanks enttäuschte nicht. Seine Kollegen der Berufssparte «Mega-Super-Star» stellen sich bei näherem Betrachten oft als öd, wortkarg oder wenig gescheit heraus. Manchmal sind sie sogar gestraft sind mit körperlichen Eigenheiten, die uns die Hollywood-Kamera stets verheimlichte. Doch Tom Hanks ist tatsächlich dieser witzige Bursche mit dem Westcoast-Akzent eines angeheiterten Cowboys, mit verschmitzter Miene und klugem Kopf. Gestern war er auf Werbetour für seinen neuesten Film, den 30er-Jahre-Gangster-Streifen «The Road to Perdition», in Berlin.

Von fast hundert Journalisten beobachtet, positionierte Hanks nach gutturalem «Hello!» zunächst umständlich ein kohlensäurefreies Mineralwasser, das er sich aus seinem Zimmer im Four Seasons hinunter in den Konferenzsaal genommen hatte, neben zwei bereits vor ihm auf dem Pult stehenden Flaschen.

Wasser - das steht heute im Showgeschäft für fit, asketisch, jung. Das passt. Die Wampe, die er sich für seinen vorherigen Film «Verschollen - Cast Away» angegessen hatte, ist samt dunkler Rübezahl-Kopfhaartracht fort. Ebenso der Schnurrbart aus dem aktuellen Film.

«Meine Frau ist nicht begeistert von diesen Veränderungen», sagt Hanks und schmunzelt. «Wenn ich mich aushungern muss und schön schlank bin, hat sie ja nichts dagegen. Aber bei uns liegen Bilder von meinen verschiedenen Veränderungsstadien herum, und ich kann Ihnen sagen: Das ist kein schöner Anblick.»

Im neuen Film sind neben dem zweifachen Oscar-Preisträger auch Paul Newman und der zwölfjährige Debütant Tyler Hoechlin zu sehen. «Erstaunlich, wie entspannt beide waren», erinnert sich Hanks. «Newman, weil er mit 77 Jahren nun wirklich schon alles erlebt hat, der junge Tyler, weil er gar nicht wusste, was bei der Filmarbeit auf ihn zukommen würde.»

Hanks spielt in «The Road to Perdition» (Start: 5. September) einen Auftragsmörder, der mit seinem Sohn auf der Flucht vor Auftraggebern ist. «Das ist eine Figur zwischen Gut und Böse. Und klar: Ich bin froh, längst nicht mehr die alten Gute-Laune-Tom-Hanks-Filme machen zu müssen.» Welcher eigene Streifen denn sein Favorit ist? «Ich könnte mich nicht entscheiden», lautete die schnelle Antwort. «Das wäre, als ob ich sagen müsste, welches meiner Kinder mir das liebste ist.» Patrick Goldstein