Das große gesellschaftliche Ereignis in der Hauptstadt selbst sollte gestern Nachmittag mit dem internationalen Diplomatenrenntag in Mariendorf beginnen. Zuvor aber wurden die Teilnehmer und Verantwortlichen des 107. Deutschen Traber-Derbys zu einem feierlichen Empfang im Roten Rathaus erwartet. Viele Damen mit großen Hüten waren für 13 Uhr angekündigt, dazu eine Rede des Schirmherrn und Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit . Doch der Rathauschef urlaubt nach kurzer Unterbrechung ja wieder in Athen, ließ sich deshalb von Staatskanzleichef André Schmitz vertreten. Und selbst der musste auf die großen Hüte verzichten: «Die wurden mir versprochen. Meine Damen, Sie haben mich enttäuscht.»
«Pferderennsport hat nichts mit Reitsport zu tun, sondern ist vergleichbar mit den anderen Rennsportarten », erklärte derweil Hermann Gerbaulet , der Vorstandsvorsitzende des Berliner Trabrenn-Vereins. Vor drei Jahren übernahm Gerbaulet das Chef-Ehrenamt, führte den Traber-Verein aus der drohenden Insolvenz zurück zu seiner ursprünglichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung.
Am 26. August legt Gerbaulet, ebenso wie vier seiner Vorstandskollegen, allerdings sein Amt nieder. «Ehrenämter sollen keine Erbhöfe sein», sagt Gerbaulet. «Wir haben über 100 Mitglieder und eine gut gefüllte Kriegskasse. Mit dieser guten Grundlage sollen unsere Nachfolger jetzt weitermachen.» Als Zeichen für die über 100 Jahre alte Verbundenheit zwischen Berlin und dem Pferderennsport überreichte Hermann Gerbaulet André Schmitz das vergoldete und getragene Hufeisen eines Siegers.
Wilhelm-Karl Prinz von Preußen , der Präsident der Galopprennbahn in Hoppegarten, erzählte beim Empfang von den neuesten Plänen einer gemeinsam von Trabern und Galoppern zu gründenden Gesellschaft in Berlin. «Getrennt laufen, aber gemeinsam Schlagen ist unser Ziel», sagt der Berliner Unternehmensberater mit langjähriger Leidenschaft für Pferde. «Der Pferderennsport steht auf der Beliebtheitsskala in Berlin und Brandenburg auf einem fantastischen zweiten Platz direkt nach dem Fußball. Zu den Rennen kommen Menschen aus aller Welt, aber wir müssen noch mehr tun für ein breiteres Interesse an den Pferden an sich.» Für die Entwicklung geeigneter Konzepte wollen sich die Traber aus Mariendorf und die Galopper aus Hoppegarten nun in einer GmbH zusammenschließen. Um sich die Krone des Sports in der Hauptstadt aufzusetzen. mut