Es sind die livrierten Eminenzen der First Class Hotels aus ganz Deutschland, die sich vom 11. bis 14. Juli in Berlin treffen, um über eine Tätigkeit zu fachsimpeln, für die es keine Berufsausbildung gibt. Der Concierge ist der Mann für alle Fälle, kein Wunsch ist ihm fremd, keine Aufgabe zu schwierig. Er besorgt dem Gast Theaterkarten für das längst ausverkaufte Stück, Plätze fürs WM-Finale, einen Schäferhund oder einen Oldtimer. Wichtiger als jede Ausbildung ist dafür ein Netz von Kontakten, das der «Goldene Schlüssel», die Vereinigung der Concierges, bieten will. Wir stellen drei Berliner Portiers vor, denen fast keine Tür verschlossen ist.
Als der Vater von Raffaele Sorrentino mit seinem Schneidergeschäft Pleite ging, musste er plötzlich mit seinen Brüdern für die Familie sorgen. Zuerst versuchte er es auf dem Bau, doch das war nicht das Richtige für den smarten, redegewandten Jungen. Der 14-Jährige fühlte sich magisch angezogen von der Weltläufigkeit und dem Luxus des Grandhotels in seinem italienischen Heimatort am Comer See.
Er folgte hilfsbereit den Touristen, schnappte ein paar Brocken Englisch auf und heuerte schließlich als Gepäckträger an. Vermutlich hatte er damals schon das «Nichts-ist-unmöglich-Lächeln» auf den Lippen, welches seine Karriere über den Pagen zum weltbesten Concierge ungemein begünstigt haben dürfte. Denn als solcher wurde er in diesem Jahr mit dem «Five Star Diamond Award» ausgezeichnet.
Nach verschiedenen Stationen in Frankreich, England, Amerika und in der Schweiz arbeitet er seit 1998 im Hotel Adlon als Chefconcierge. Er sorgt dafür, dass jeder Wunsch, so ausgefallen er auch sein mag, erfüllt wird. Kürzlich musste ein Gast unbedingt in anderthalb Stunden in Prag sein. Unmöglich, würde jeder spontan antworten. Nicht Sorrentino. Alles, meint er, nur eine Frage des Geldes. Er rief einen Freund am Flughafen Tempelhof an, charterte eine Maschine, und 20 Minuten später war der Gast in der Luft.
Sorrentinos Kontakte sind sein Kapital. Gern erinnert er sich an einen arabischen Gast, der sich in Berlin einen Mercedes kaufte. Der Zufall wollte es, dass er seinen Wagen in der Tiefgarage neben einem frisierten Modell parkte, welches ihm viel erstrebenswerter schien. «Es war unglaublich schwierig, eine Werkstatt zu finden, die dazu fähig war», lächelt der Concierge.