Der Auftritt auf dem Berliner Gesellschaftsparkett: Für die Protagonisten der Society gerät er - gewollt oder ungewollt - zur Inszenierung. Jeder Politiker und Prominente pflegt dabei seinen ganz persönlichen Stil, den man auf Partys und Empfängen beobachten kann.
Alt-Kanzler Helmut Kohl gehört beispielsweise zu jener Sorte Politiker, die auf Veranstaltungen («Focus-Fest», «ZDF-Sommertreff») die aufgestellten Bistrotische stets hinter sich lassen und in Richtung Festzelt steuern. Dort empfängt Kohl dann all diejenigen, die ein Gespräch mit ihm suchen. Eine Inszenierung, die auf Distanz setzt.
Otto Schily gibt (zuletzt im «Capital Club» oder im «Lindenlife») in großem Kreis mehr Persönliches von sich preis als Kohl. Das lässt den Bundesinnenminister erreichbarer erscheinen, ist aber wohl kalkuliert. Als Schily im «Capital Club» während eines Vortrages über das Zuwanderungsgesetz unlängst verkündete, gerade eine Diät zu halten, tat er das nicht, um Mitleid einzufahren oder um sich vor dem Hauptgang zu drücken. Wer Persönliches von sich erzählt, schafft Nähe. Das ist der Effekt, auf den Schily setzt.
Schauspielerin Alexandra Kamp inszeniert sich ähnlich. Nicht optisch, da gibt es zwischen ihr und Schily doch objektiv Unterschiede. Der Bundesinnenminister trägt konservative Anzüge, die Schauspielerin meist freizügige Abendroben. Trotzdem haben die beiden etwas gemeinsam: Ihre Art, die Spitzen der Gesellschaft ein Stückchen weit an sich herankommen zu lassen.
Aber eben auch nur ein Stückchen. Auch wenn Alexandra Kamp ihren Körper manchmal mit wenig Stoff verhüllt: Die Herren der Gesellschaft würden ihr gegenüber niemals anzügliche Bemerkungen machen. Weil Alexandra Kamp sich nicht nur über die Optik, sondern auch über ihren klugen Kopf inszeniert. Das verschafft ihr Respekt.
Den hat die Gesellschaft auch zu Recht vor der Kompetenz einer Sabine Christiansen . Wenn die Moderatorin Gast auf einer Party ist (und sie ist auf allen wichtigen eingeladen), dann inszeniert sie sich in den ersten Stunden des Abends meist perfekt als Businessfrau. Sobald aber Freunde oder gute Bekannte wie Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit in ihrer Nähe auftauchen, blitzt die private Sabine Christiansen durch, die gerne in den Arm genommen wird. Was Sabine Christiansen ja nur noch sympathischer macht.
Beim «Schmidt-Medientreff» im Technikmuseum traf Sabine Christiansen vor kurzem auf Nina Hagen . Diese hat bekanntlich eine ausgeprägt schrille Art, sich zu inszenieren. Man stelle sich vor, Nina Hagen würde still und bescheiden in der Ecke sitzen. Dafür bleibt besser der Alt-Kanzler zuständig. pop