Er muss zahlen und ist dennoch zufrieden: Oliver Juhnke, Sohn des demenzkranken Entertainers, wurde gestern von einer Tiergartener Richterin aufgefordert, 7500 Euro Geldbuße an das Kinderschutzzentrum zu überweisen. Im Gegenzug werde ein Strafverfahren wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beleidigung eingestellt.
Was in dieser Aufzählung so gewaltig klingt, hat einen wenig spektakulären Hintergrund: Am 17. Mai 2001 will die Journalistin Bärbel B. mit Juhnkes Ehefrau Susanne ein Interview führen. Es ist jene Zeit, als bei Insidern langsam durchzusickern beginnt, dass Harald Juhnke nie wieder auf der Bühne stehen wird. Die 42-Jährige fährt nach Wilmersdorf, klingelt bei den Juhnkes und fragt, ob sie Frau Juhnke sprechen könne. Daraufhin, so die Zeugin, sei sie durch die Gegensprechanlage «nach kurzem Schweigen von einer jungen Männerstimme rüde angefahren» worden. Tenor: «Hau ab, du Schlampe . . .» (Weitere Beschreibungen wollen wir dem Leser hier besser ersparen.) Bärbel B. klingelt erneut: «Ich wollte eine klare Antwort.» Wieder eine harsche Absage. Dieses Spiel wiederholt sich noch einmal. Anschließend sei Juhnke junior aus dem Haus gestürmt, habe ihr nach einer Rangelei ein Diktiergerät abgenommen und es wütend auf den Boden geschmissen. Konsequenz: Diktiergerät kaputt, Daumengelenk der Reporterin gezerrt.
Oliver Juhnke fragte nach dieser Aussage spöttisch, ob die Reporterin «die Rechte dafür schon verkauft» habe. «Das kann man ja verfilmen.» Er habe an jenem Tag auf den Vater aufpassen müssen und sei über das «unprofessionelle Verhalten» der Journalistin verstimmt gewesen. Jedoch habe es, so der 29-Jährige, «keine Beleidigungen gegeben». Auch hätte nicht er, sondern «die Reporterin hysterisch und aggressiv reagiert» - als er die Stopptaste ihres Diktiergerätes drücken wollte, das sie ihm provokant vors Gesicht gehalten habe.
Aussage gegen Aussage also. Der Richterin war jedoch anzumerken, dass sie mehr zu einer Verurteilung und weniger zu einem Freispruch tendierte. Sie habe sich dennoch für die Verfahrenseinstellung entschieden, sagte sie, weil sich der Angeklagte «wegen der Krankheit des Vaters mit Sicherheit in einer seelischen Konfliktsituation befand».
Und alle im Saale wussten, dass dieser Konflikt noch lange nicht beendet ist. Dass es immer dramatischere Berichte aus dem Rüdersdorfer Pflegeheim für Demenzkranke gibt, in dem der 73-jährige Juhnke seit Dezember untergebracht ist. Und schwere Vorwürfe des 45-jährige Peer Juhnke: «Ich war entsetzt», sagte der Münchner Arzt der Illustrierten «Bunte». Er habe den Vater an Austrocknung leidend und wund gelegen vorgefunden. «Die Heimleitung hat versagt.» Michael Mielke