Leserbriefe

„Täuschung der Betroffenen“

| Lesedauer: 4 Minuten

Leser zum BER, der Zwischenbilanz von Mehdorn und dem Streit um Schallschutz und Ruhezeiten

Wowereits BER-Sprachrohr Hartmut Mehdorn hat wieder einmal getönt. Diesmal ging es um den Nachtflug, neulich um die Offenhaltung von Tegel. Dahinter steckt doch System. Liebe Berliner, kauft Oropax, solange es noch billig ist, denn euer Regierender Bürgermeister wünscht sich Nachtflüge. Brandenburg ist aber bekanntlich autonom. Weder der Regierende Bürgermeister noch der Bund könnten eine Einschränkung des Nachtflugs in Brandenburg entsprechend des Volksbegehrens verhindern. Einerseits könnte nun Wowereit die von Mehdorn schon vorsorglich geforderte Offenhaltung von Tegel durchsetzen und dabei auch gleich den Nachtflug über Berlin genehmigen. Andererseits könnte er aber auch mit Brandenburg einen Kompromiss eingehen, nachts nur auf der Nordbahn des BER zu starten und dann im Westen über die Wannsee-Route (der Reaktor wird ja stillgelegt) und im Osten über die Müggelsee-Route über Berlin abzufliegen. Niemand kann so abwegig denken, wie menschenverachtende Politiker handeln. Deshalb: Das Nachtflugverbot unterstützen, solange es nicht zu spät ist.

Marcel A. Hoffmann, Eichwalde

Am 11. März wurde der seit einem Jahr als Flughafenchef tätige Hartmut Mehdorn im RBB zum Flughafendesaster interviewt. Ich hatte zuerst keine große Hoffnung, Neuigkeiten zu erfahren und wollte schon umschalten, aber dann kam es. Auf die Frage, warum der BER immer mehr Geld kostet und es noch länger bis zur Eröffnung dauern wird, kam die verblüffende Antwort, dass man jetzt einen doppelt so großen Flughafen bauen muss, weil die Prognosen sich geändert haben, weil die Passagierzahlen steigen werden. Das heißt also, dass die Anzahl der Überflüge über bewohnte Gebiete doppelt so hoch sein wird als seinerzeit im Planfeststellungsverfahren prognostiziert. Oder anders formuliert: Das Planfeststellungsverfahren, die Ausweisung der Entschädigungsgebiete und der Schallschutzgebiete Tag/Nacht (erstellt 5/2003) ist ungültig. Dies bedeutet eigentlich einen sofortigen Baustopp. Da das alte Planfeststellungsverfahren die Wirklichkeit nicht mehr richtig darstellt, muss ein neues in Gang gesetzt werden. Sonst riecht das nach Schummelei und Täuschung der Betroffenen.

Dr. Rainer Konersmann, per E-Mail

Wenn jetzt sogar der als Flughafenretter gepriesene Hartmut Mehdorn den BER infrage stellt, dann bleibt als Konsequenz nur, den Flughafenweiterbau sofort einzustellen. Aus den Gebäuden wird eine Eventlocation. Eine Lösung des Problems: Wir bauen Tempelhof für nationale Flüge fertig. Tegel für innereuropäische Flüge und Schönefeld für internationale Flüge werden modernisiert. Damit hat dann Berlin – wie übrigens die meisten der großen Weltstädte – mehrere Flughäfen.

Johannes-Georg Wagner, Steglitz

Die Antworten von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) im Morgenpost-Interview zum Thema BER tropfen von süffisanter Gleichgültigkeit. Was soll das denn heißen: „Ich war noch nie am BER und komme zur Eröffnung“? Und was die Antwort, das sollen mal die anderen machen, die dafür zuständig sind. Hat Dobrindt denn vergessen oder weiß er es nicht einmal, dass Luftverkehrsangelegenheiten in der Verantwortung des Bundes liegen und für den BER lediglich auftragsweise den betroffenen Ländern übertragen worden sind? Das bedeutet doch nicht, dass das alles den Bund nichts mehr angeht. Bei ihm bleibt die oberste Aufsicht, und die sollte der Minister schleunigst wahrnehmen. Offenbar hat er nicht einmal eine Ahnung von den Problemen, die es da gibt, wenn er nur vom Baufortgang, dem Kostenplan und dem Zeitablauf redet. Der BER ist von Anfang an zu klein, Herr Minister. Da muss eine Ergänzung her – am besten in Tegel. Der Flughafen dort ist fertig und funktioniert bestens. Wenn dem Minister das erst bei der Eröffnung des BER klar wird, ist es zu spät. Dann gibt es das Chaos. Aber dann ist der Minister bestimmt nicht mehr Minister.

Michael Kromarek, Erkner

Kriminalität belastet das Zusammenleben in Grenznähe

Zum Artikel: „Brandenburg plant wieder Kontrollen nahe der Grenze“ vom 13. März

Es ist höchste Zeit, dass endlich mehr gegen die steigende Grenzkriminalität unternommen wird. Denn es kann nicht sein, dass Kriminelle rechtsfreie Räume besetzen können und die Bürger über höhere Versicherungsbeiträge noch zusätzliche Kosten haben, weil das Land Brandenburg bei der Polizei übermäßig spart. Die Kriminalität, nicht nur in Grenznähe, belastet zunehmend das Zusammenleben von Polen und Deutschen.

Thomas Splittgerber, Lichterfelde