Leser zu den Plänen der Senatsbildungsverwaltung, in den Schulen mehr Quereinsteiger einzustellen

Nun sind wir in der Berliner Schule auf dem Niveau der 50er-Jahre angekommen. Damals wie heute durfte jeder, der sich berufen fühlt(e), unterrichten. Warum werden fünf Jahre Studium erwartet von den angehenden Profipädagogen, warum werden Praktika gefordert, warum ein Referendariat und warum benötigt ein Lehrer zwei Staatsexamen? Weil wir in der Schule mit den gestiegenen Ansprüchen an Unterricht und Erziehung mit und ohne Inklusion, fächer- und klassenübergreifendem Unterricht Profis brauchen. Es müssen endlich Rahmenbedingungen wie in Brandenburg geschaffen werden, wie etwa die Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung und eine Verbeamtung nach dem 2. Staatsexamen. Dann verlassen auch viele der gut ausgebildeten Kollegen diese Stadt nicht fluchtartig nach dem Referendariat, um in anderen Bundesländern unter besseren Arbeitsbedingungen qualifizierte Arbeit zu leisten. Berlin braucht die besten Lehrer. Dieser Herausforderung muss sich die Bildungsverwaltung endlich stellen.

Marion Kittelmann, per E-Mail

Man mag es schon nicht mehr lesen, dass es in Berlin einen Lehrermangel in fast allen Fächern gibt. Mir scheint, dass in der Schulverwaltung nur Dilettanten am Werk sind. Meine Tochter hat Ende 2012 ihr Referendariat in den Fächern Latein und Deutsch mit der Gesamtnote 1 bestanden. Eine Onlinebewerbung bei der Senatsschulverwaltung ist unmittelbar danach erfolgt, eine Eingangsbetätigung hat sie erhalten. Aber bis zum heutigen Tage hat sie keine Anfrage über eine entsprechende Verwendung in Berlin erhalten. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ein Angebot eines Gymnasiums in Potsdam anzunehmen. Wenn weiter so mit gut ausgebildeten Lehrern umgegangen wird, dann gute Nacht in den Berliner Schulen.

B. Schumann, Reinickendorf

Eine Bildungsverwaltung, die seit Jahren die Pflichten und Aufgaben ihrer Mitarbeiter durch unüberlegte Reformen belastet und gleichzeitig mit „Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs“ verhöhnt, muss sich nicht wundern, dass sie jetzt die Quittung dafür bekommt. Wer soll denn bei der ungerechten Bezahlung, die zwischen beamteten und angestellten Lehrkräften existiert, diesen Job noch gern machen? Schon seit Jahren stellen Schulleiter alles ein, was zwei Beine hat, um irgendwie Unterricht abdecken zu können. Tun sie das nicht, wird von den regionalen Schulaufsichten Mehrarbeit für das vorhandene Personal angeordnet, denn Unterrichtsausfall darf nicht sein. Mehrarbeit hat allerdings in der Regel einen erhöhten Krankenstand zur Folge. Also greifen Schulleiter auf junge Menschen mit dem 1. Staatsexamen zurück, die auf ihr Referendariat warten, oder Lehramtsstudenten. Diese nicht voll ausgebildeten Lehrkräfte werden dann in eigener Verantwortung in den Unterricht geschickt und erteilen Zensuren, die gegebenenfalls Auswirkungen auf die Versetzung, die weitere Schullaufbahn und auf Bestehen oder Nichtbestehen von Prüfungen haben.

Susanne Held,per E-Mail

Langfristig erkrankte Lehrer werden nicht mehr durch Kollegen vertreten, sondern durch Beschäftigte im Rahmen der „Personalkostenbudgetierung“. Dabei muss das jeder Schule zugewiesene Notbudget eingesetzt werden, um den Betrieb aufrechtzuerhalten und die Schüler mit Unterricht zu versorgen. Dabei werden Applikanten unterschiedlicher Couleur eingestellt. Da kann die Beauftragung eines voll ausgebildeten Lehrers als ein Lottogewinn für die Schüler gesehen werden. Ein weiterer Glücksfall ist es, wenn der temporär Beschäftigte beide zu vertretenden Fächer abdecken kann. In großer Zahl dürfen hier auch Studenten erste didaktische Erfahrungen in eigenverantwortlichem Unterricht sammeln. Die Versorgung der Schulen mit Lehrern ist auch angespannt, weil wegen der Pensionierungswelle bei gleichzeitig steigenden Schülerzahlen und wegen der in andere Bundesländer fliehenden Hochschulabsolventen schon jetzt in fast allen Unterrichtsfächern an allen Schulzweigen in Berlin eine wachsende Zahl voll ausgebildeter Pädagogen fehlt. Auch Ingenieure, Sozialarbeiter und Kirchenmusiker unterrichten unsere Kinder. Sie geben Noten und sind so verantwortlich für die Versetzung, für Schulzweigempfehlungen, für das Bestehen des Probejahres am Gymnasium oder für Abiturnoten.

Jürgen Zemke, Spandau

Die ständige Debatte über die Mangelfächer dreht sich im Kreis. Statt sich auf die wirklich wichtigen Probleme zu konzentrieren, jagt in Berlin eine Reform die andere. Wenn der naturwissenschaftlich-technische Unterricht weiter vernachlässigt wird, werden wir bald zu einer Industrie- und Technologiewüste. Deshalb ist eine gemeinsame Aktion von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Eltern nötig.

Christoph Luban, per E-Mail