Bühne

Leidenschaftliche Suche nach einem Zuhause im Ballhaus

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Leyla Gadzhimusilova

Die Sommerpause ist vorbei, das Ballhaus Naunynstraße hat die Saison mit der Präsentation der Pläne eröffnet. Richtig los geht es dann mit der Premiere von „On my way home“ am 2. September.

Es geht um „Kofferkinder“. Mit ihrem Schicksal beschäftigt sich der Regisseur und Dramatiker Hakan Savaş Mican. Seine szenische Installation ist eine Geschichte der Kinder, deren Eltern eigentlich nur ein paar Jahre in der Fremde arbeiten wollten und sie deshalb in der Heimat gelassen haben. Die eigene Geschichte des Autors mischt sich mit den Geschichten seiner Helden zusammen und treibt ihn auf die Reise: von Deutschland aus, über den Balkan bis in die Türkei. Interviews mit Kindern und ihren Eltern, Briefe, Fotos, Texte und Musik bilden das Gerüst einer leidenschaftlichen Suche nach Zuhause.

Die nächste große Premiere ist das Stück „Vorhaut“ in der Regie von Miraz Bezar am 7. Oktober. Der Silvesterabend in einem Berliner Krankenhaus und die Familie Bülükoğlu: die Familienoberhäuptin Elif, ihre hochschwangere Tochter Ela, ihre leiblichen Söhne und Schwiegersohn Christian. Wohin können die Pläne für die Beschneidung eines zukünftigen Enkelsohns die große Clanführerin Elif bringen? Eine lustige Geschichte, die aber auch ernsthaft versucht, fundamentalistische Fragen zu beantworten.

Seit einem Jahr leiten Wagner Carvalho, Gründer des brasilianischen Tanzfestivals „Move Berlim“, und der Dramaturg Tunçay Kulaoğlu das Ballhaus Naunynstraße, nachdem Shermin Langhoff die Leitung des Maxim Gorki Theaters übernommen hatte. Die beiden setzten die postmigrantische Ausrichtung der 2008 wiedereröffneten Bühne fort. Mit einer Veranstaltungsreihe setzt sich das Haus dann ab dem 15. November mit dem Thema „130 Jahre Berliner Konferenz“ auseinander. Am 15. November 1884 erörterte der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck in Berlin bei dem Treffen mit europäischen Diplomaten die Frage der Zukunft Afrikas – sprich die Kolonalisierung. Der Dauer der Berliner Konferenz folgend, erzählt das afrodeutsche Berlin bis zum 25. Feberuar 2015 seine Geschichte im Ballhaus.