Inzwischen sind die Häuser verrottet, und die Mieter von "Eden Court" wollen nicht etwa Sanierung, sie verlangen den Abriss. Prima Einfall: Der Architekt soll die entsprechende Petition ebenfalls unterschreiben.
Die soziologisch politischen Aspekte geraten in dem Stück "Der Architekt" des schottischen Autors David Greig schnell etwas an den Rand. Dafür werden die familiären Auflösungen heller beleuchtet. Greig stellt die Szenen neben- und ineinander, füllt sie mit Figuren, die psychologisch konturlos verwaschen bleiben.
In der Reithalle des Hans Otto Theaters schleppt sich die Geschichte, zumal Regisseurin Isabel Osthues ihr weder Witz noch satirische Schärfe zutraut. Selbst noch das Bühnenbild (Jessica Rockstroh) suggeriert tiefere Wichtigkeit. Eine öde Architektur dreht sich mal links-, mal rechtsherum. Wie in einem Adventskalender öffnen sich die Wände für einzelne Schauplätze, das LKW-Cockpit (Linkssteuerung, obwohl wir in England sind), eine Bar oder das Pissoir, auf dem Billy und Martin ihre handfeste Bekanntschaft machen.
Simon Brusis und Eddie Irle spielen die schwulen Jungs zwischen Verklemmung und vitaler Direktheit. Wo die Figuren vom Text her nur reine Behauptungen bleiben, bringen die beiden immerhin darstellerische Lichtblicke in diese Inszenierung ohne Dichte und Schärfe, wie auch Rita Feldmeiers fast bemitleidenswert präzise Zeichnung der seelenkranken Mutter Black. Franziska Melzer muss sich dagegen als Kindmädchen auf Lastwagen-Trip unentwegt in erotischen Anmachposen verrenken und nie diagnostizierte Magenkrämpfe durchleiden. Peter Pagel spielt den titelgebenden Architekten als redlich realitätsblinden Provinz-Gropius mit grauen Zauselhaaren ohne jede Andeutung von Spott oder Karikatur. Schwache Stücke wie dieses, wenn sie schon gespielt sein sollen, brauchen starke Regisseure.
Hans Otto Theater /Reithalle, Schiffbauergasse 11, Potsdam. Tel. 0331/98 118. Termine: Heute und 28. Oktober