Es sind die Daheimgebliebenen, jene, die den Verlockungen des Geldes und den Versprechungen eines komfortablen Lebens nicht zu folgen vermochten, denen das Interesse von Andrzej Stasiuk gehört. Stasiuk zählt zu Polens großen Erzählern von europäischem Rang. Seine «Galizischen Geschichten» führen in den südöstlichen Teil Polens, der schon in den Zeiten des k.u.k.-Reichs als das Ende der Welt beschrieben wurde. Mit dem Kommunismus ist erneut ein Imperium untergegangen. Aber auch nach einem Zusammenbruch geht das Leben weiter und Andrzej Stasiuk findet die Geschichten, die das Leben in dieser trägen horizontalen Landschaft charakterisieren. Stasiuk erzählt von Traktorfahrern, von Gaunern und von einem Ehepaar mit zwölf Kindern, das den Kapitalismus kapiert und plötzlich reich wird. Komik und bittere Tragik sind in diesen oft nicht mehr als vier oder fünf Seiten langen Porträts unteilbare Bestandteile menschlichen Geschicks. TL
Andrzej Stasiuk: Galizische Geschichten. Deutsch von Renate Schmidgall, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main. 133 S., 19,90 Euro