Würde mit Hürde

Sven Felix Kellerhoff

Gerade sechs Tage hat es gedauert: Am vergangenen Dienstag gab Julian Nida-Rümelin seinen Rückzug aus dem Amt des Kulturstaatsministers bekannt, schon gestern konnte der Kanzler mit Christina Weiss eine anerkannte Nachfolgerin präsentieren. Bereits zum dritten Mal musste Gerhard Schröder das junge Amt, das er selbst als Sahnehäubchen im Wahlkampf 1998 erfunden hatte, besetzen. Zweimal hat der Kanzler ein glückliches Händchen bewiesen, und auch Christina Weiss eilt ein guter Ruf voraus.

Doch die Würde des Amtes ist mit Hürden verbunden: Inzwischen hat man sich an das schöne Amt gewöhnt - der Neuigkeitsbonus ist verbraucht. Angesichts der Haushaltslage kann Schröders Frau fürs Schöne auch nicht mit Geld um Anerkennung buhlen.

Kulturpolitiker in Berlin haben leider kurze Halbwertszeiten: Knapp zwei Jahre haben es die ersten beiden Kulturstaatsminister ausgehalten, und Berlins Kultursenatoren wechselten zuletzt so rasch, dass man Thomas Flierl nach gerade zehn Monaten im Amt schon fast für seine Standfestigkeit gratulieren möchte. Christina Weiss ist zu wünschen, dass sie diese schlechte Tradition der Kulturpolitik in der Hauptstadt überwindet. Damit zur guten Idee des Kulturstaatsministers endlich auch Kontinuität kommt.