Die Stunde der Spatzen: Tue Greenfort macht Tiere zu Fotografen

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Andrea Hilgenstock

Was passiert, wenn ein Vogel auf sein Alter Ego in gebratenem Zustand trifft, irgendwo unter dichtem Laub im Geäst eines Baumes? Wird er zupicken oder die Flucht ergreifen? Fragen, die unsere Neugier wecken. Gestellt vom dänischen Künstler Tue Greenfort. Er installierte in den Wipfeln am Rosa-Luxemburg-Platz eine Kamera, die das Geschehen festhält. Ob Vogel oder Eichhörnchen - was sich auf dem präparierten Ast niederlässt, macht eine Selbstaufnahme. So wie unlängst die Füchse auf einem Frankfurter Baugelände. Dorthin lockte der 28-Jährige die Tiere mit Wurst. Beim Zubeißen betätigten sie über eine Schnur den Auslöser einer versteckten Kamera.

Die Bilder machten den jungen Galeristen Johann König auf Greenfort aufmerksam. In der Galerie Johann König stellt Greenfort Fotografien von zwei früheren Stadtprojekten vor, die den Blick auf sein Werk vertiefen. Sie stehen ebenfalls für Kunst als Prozess, mahnen, in wie engen Grenzen wir uns zwischen Verbotsschildern und Einbahnstraßen bewegen. «Neugier, wie wir leben und welche Regeln wir uns selbst geschaffen haben», das treibt Greenfort an.

So ergänzen sich Unterhaltungswert und Stoff zum Nachdenken zu einer Kunst, die nicht auf ihren Ästhetikwert begrenzt ist, sondern als Werkzeug genutzt wird. «Ich bin nicht fixiert auf ein bestimmtes Medium, mehr orientiert, was man damit sagen kann», sagt er. Seine «Holzkonstruktionen für einen möglichen Übergang» sorgten schon für Verunsicherung in Köln und Frankfurt. Neben dem Dom installierte er ein Treppchen, das Passanten erklommen, um über eine Mauer zu steigen. Greenforts «Stufe» eröffnete ihnen einen neuen Weg durch die Stadt.

Ein Spiel mit den selbstgeschaffenen, oft unnötigen Grenzen, mit denen wir unseren Alltag reglementierend zementieren.

Galerie Johann König, Weydingerstr. 10, Mitte. Di. - Sa., 11 - 19 Uhr