Licht an, Licht aus, Finsternis

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Reinhard Wengierek

«B 54 Sun». So heißt ein Brillenladen am Hackeschen Markt, der seinen Ruhm vornehmlich dem Interieur verdankt, das uns besticht mit einer die Wände verhüllenden, fein gefältelten Gardine, von blassrosa und himmelblauem Licht märchenhaft illuminiert. So wie der Festsaal der Villa Elisabeth, der gleichfalls schimmert in jenseitiger Schönheit wie auf einer Gardinenwolke im Abendlicht. Glamour mit ganz einfachen Mitteln. Ein bezaubernder Einfall der Ausstatterin Bettina Latscha für die Bühnengestaltung von «Wie vom Winde verweht».

Die Idee, des Optikerladens Optik zu kopieren für die Imagination von Scarlett O'Haras heiler Welt in Papas Villa (bricht der Bürgerkrieg aus, braucht man nur das Farblicht auszuknipsen, und die Welt ist wieder unheil), dieser einfach sinnfällige Einfall ist leider auch das einzig Bezaubernde an dieser szenischen Anverwandlung des Hollywood-Klassikers «Gone With the Wind» von 1939 durch die Regisseurinnen Daniela Kranz und Jenke Nordalm. Dabei wäre es gerade die Licht-an-Licht-aus-Technik gewesen, mit der man das in Gegensätzen schwelgende, heil-unheile Breitwand-Spektakel aus Glanz und Elend, Glück und Leid, aus entrückten Träumen und blutigen Tragödien hätte bannen können aufs schmale Brettel.

Dabei klingt das Script, vom Regie-Duo geschickt destilliert aus Hollywoods Epochen-Epos, durchaus bündig in seiner Pointierung sowohl des zwielichtig Politischen (Krieg um der Macht, um höhere Werte wie der Freiheit Willen) als auch Privaten (die ewigen Dramen des Herzens im aktuellen Drama einer kriegerischen Umbruchzeit). Und lakonisch ist die gallenbittere, zuckerrohrsüße Lovestory obendrein. Nur können die Schauspieler weder sprechen noch spielen: Statt erregender Wechselbäder gegensätzlicher Gefühle, Stimmungen, Haltungen - alles eklig laue Brühe.

Statt starker Typen in extremen Situationen lächerliche Pappnasen, die Text absondern.

Was eine spannende, zwischen Todernst und Ironie gratwandernde Soap sein wollte, wurde verweht vom Wind der Talentarmut. Ärgerlich auch für die respektable Theaterwerkstatt Sophiensäle, den Träger dieser peinlich windstillen Bühnenproduktion. Am besten: neu besetzen und alles auf Anfang.

Villa Elisabeth, Invalidenstraße 3-4, Mitte. 3., 4., 8.-11., 15.-18., 22.-25. August 21 Uhr. Karten: 2 835 266. 13 Euro.