Arme Bibliotheken

Birgit Warnhold

Es gibt wenig Wissenschaften, die so resistent sind gegen das Offensichtliche wie die Bildungspolitik. Als Mitte der achtziger Jahre die Lehrerschwemme in die Schulen schwappte, lag das an den geburtenstarken Jahrgängen. Nur die Bildungspolitik war überrascht und steuerte so stark dagegen, dass man sich schließlich wieder mit einem Lehrermangel konfrontiert sah. Auch hatte man zu Beginn der revolutionsfreudigen frühen 70er-Jahre eine Bildungsreform durchgeführt, die in der so genannten reformierten Oberstufe die Spezialisierung propagierte, ohne ein angemessenes Auswahlangebot machen zu können. Dann hat man sich gewundert, dass die Ergebnisse nicht so überzeugend waren. Obwohl man doch immer erfolgreich die 13 Jahre verteidigt hat. Vielleicht hätte man einfach mal intensiver über die Inhalte der Schulzeit nachdenken sollen als über deren Dauer. Nun könnte sich in der Bildungspolitik die nächste Überraschung vorbereiten: Da in den Bibliotheken die Ankaufsetats ständig schrumpfen, werden die Studenten in Zukunft wohl auf einige wichtige Werke verzichten müssen. Das Ergebnis werden Wissenslücken sein. Wer hätte das gedacht?!