Nichts läge uns ferner, als Bühnenschauspielern grippale Infekte, Stürze von der Rampe oder ähnliche Unpässlichkeiten zu wünschen. Aber einen Vorteil haben derartige Zwischenfälle ja doch: dann nämlich, wenn der Regisseur selbst für den Mimen einspringt. Da muss der Mann, der sonst nur aus dem sicheren Dunkel heraus die Fäden zieht, auch mal selbst ins Scheinwerferlicht treten und sich der Meute stellen. Frank Castorf durften wir auf diese Weise schon als «Danton» erleben, Katharina Thalbach als «Hauptmann von Köpenick». Und schon legendär ist Helmut Baumann in «Ein Käfig voller Narren». Den sollte er nur inszenieren. Dass die Zaza seine Paraderolle wurde, war nie geplant. Ähnliches ist nun am Samstag bei der Eröffnung der Heidelberger Schlossfestspiele passiert. Da Hauptdarsteller Hans Schulze einen Schwächeanfall erlitt, musste Regisseur Wolfgang Maria Bauer in «Der Name der Rose» die Rolle des William von Baskerville übernehmen. Nur: Von dem Rollentausch erfuhr das Publikum erst nach der Aufführung. Bis dahin glaubte es, einer recht eigenwilligen Inszenierung beizuwohnen, in der die Hauptfigur stets im Rollenbuch blättert.
Vielleicht macht das Beispiel ja bald Schule. Dann könnte man die oft omnipräsenten Souffleusen ja auch gleich «modern» mit auf die Bühne stellen. Oder kostengünstig durch die Regisseure ersetzen.