Es müssen wahre Sturzbäche gewesen sein, die da geflossen sind. Ein Liebeskummer von solchem Ausmaß, dass er schon vor der entscheidenden Nacht im Wald einen riesigen Haufen zerknautschter Kleenex-Tücher auf die Bühne geschwemmt hat. Der wird erst mal ordentlich durcheinander gepustet, und dann mischen Puck und die Elfe auf dem so entstandenen Blütenfeld die Leidenschaften neu. Aus Hass wird Liebe, aus Liebe Hass und am Ende sind alle völlig durch den Wind. Wie das bei Verliebten meistens der Fall ist.
Es ist einzig und allein die Liebe, auf die sich die junge Hamburger Regisseurin Jorinde Dröse bei ihrer Inszenierung von Shakespeares «Sommernachtstraum» konzentriert. Den Text hat sie dafür von überflüssigem Ballast befreit, gerade ausreichend Alltagssprache hinzugefügt und daraus ein frisches Teenagerdrama gemacht.
Die Ausgangssituation bleibt die selbe: Hermia liebt Lysander, ist allerdings Demetrius versprochen, der wiederum liebt Hermia und wird seinerseits von Helena geliebt. Was das ganze Durcheinander soll, wissen sie selber nicht, lassen sich aber unbekümmert von ihren Gefühlen treiben. Wahrlich entzückend, wie Hermia (Elisabeth Müller) und Lysander (Markus Reyman) da in mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden sitzen, verlegen an ihren Schuluniformen zupfen und vorsichtig aneinander rutschen, wohl wissend, dass sie das eigentlich nicht dürfen. Bei Helena (Katinka Auberger) geht die Liebe gar so weit, dass sie bei Demetrius (Gosta Liptow) zum winselnden Rehpinscher mutiert und dabei ganz vergisst, wie sonst, ihren Busen ins rechte Licht zu rücken.
Alles wendet sich zum Guten: Mit viel Spielfreude und Gerangel, Trotz und Rotz. Und natürlich mit helfenden Geistern: Einem einsamen waldschratigen Puck (Daniel Schröder) und der hinreißenden Silke Steffen als lispelnde Glitzer-Elfe mit großem Elan und noch größerem Herz. So groß, dass sie sogar Puck von der Macht der Liebe überzeugt. Flammende Herzen, verbotene Liebe, gute Zeiten, schlechte Zeiten: das alles in knapp 80 Minuten. Rekordverdächtig.
Sophiensäle, Sophienstr. 18, Mitte. Tel.: 283 52 66. 6.-8. Juli, 21 Uhr.