Der Weg führt mitten hinein in die deutsche Geschichte. Eine unbedachte Bewegung - und man stößt plötzlich an scharfkantige Schlösser. Ein falscher Schritt - schon versperren rostige Gitterstäbe die Blickachsen. Nicht jedes historische Kapitel hatte einen guten Ausgang. Und politische Fehlentscheidungen führen eben stets in eine Sackgasse.
Franka Hörnschemeyers labyrinthische Raumskulptur ist die faszinierendste Arbeit im Paul-Löbe-Haus. Das Werk in einem der Höfe korrespondiert mit Stefan Braunfels' monumentaler Architektur. Es greift den Entstehungsprozess des Baugeschehens auf, indem die Künstlerin eiserne Gerüste gewählt hat, die auch unter dem Sichtbeton verborgen sind. Die Arbeit steht jedoch auch im Kontrast zum sogenannten «Band des Bundes», der die Wiedervereinigung Berlins symbolisiert. Sie bildet Grundrisse von DDR-Grenzbauten nach. Vergangenheit und Gegenwart, Ost und West sind somit untrennbar miteinander verschränkt.
Im Inneren empfängt den Besucher pure Transparenz: Lichtkegel tanzen auf dem grauen Steinfussboden. Breite Glasfronten sorgen für einen eigentümlichen Effekt: Alles spiegelt sich. Nicht nur Neo Rauchs giftgrüne Leuchtskulptur an der Ostfassade hat einen Counterpart. Auch die Lampeninstallation von Jorgé Pardo funkelt wie ein Glasperlenspiel auf der Spree. Am farbigen Abglanz haben wir es also, das politische Leben.
Völlig unmotiviert wirken François Morallets Neonleuchtbänder, die neben den Aufzügen von der Decke baumeln wie ausgeleiherte Seilzüge. Da lohnt eher der Blick auf die steilen Treppenschluchten, die ebenfalls zu den Büros führen. Nicht nur hier dominiert die Architektur die Kunst.
Ein nettes Kleinod ist Karin Sanders Sammlung der Gastgeschenke an Abgeordnete. Sie können in einem virtuellen Schrein per Touchscreen abgerufen werden. Darunter ist auch eine Schachtel, in der ein winzige Visitenkarte liegt: «With compliments from Arafat».