So richtig im Trend lagen sie nie. Vier taffe Kerle, die durch die harte Mucker-Schule des New Yorker Greenwich Village gegangen sind. Die in Klubs wie Kenny's Castaway und CBGB's die Nächte durchrockten. Die eine schlichte Liebe zum Rock 'n' Roll zusammenschweißte. Die Brandos spielen klassische Rocksongs mit eingängigen Refrainharmonien und schneidenden Gitarrenriffs. 1987 erschien mit «Honor Among Thieves» ihre erste LP. Später, nach einem rüden Rausschmiss von RCA, kamen sie beim deutschen Plattenlabel SPV unter. Sie waren stets die Traditionalisten des Rock. Und sie sind es geblieben, bis heute.
14 Jahre nach ihrem Berlin-Debüt stehen die Brandos nun auf der Bühne des ColumbiaFritz. Der Laden ist brechend voll. Sänger und Gitarrist Dave Kincaid und Bassist Ernie Mendillo sind noch von der Originalbesetzung übrig geblieben. Gitarrist Frank Giordano und Schlagzeuger Tom Engel komplettieren das Quartett.
Es ist vor allem Dave Kincaid, der mit seiner ausdrucksstark rauen Stimme den Sound prägt. Die Band kombiniert knochentrockenen Rock mit Elementen irischer Folklore. Das klingt wie eine Mischung aus Creedence Clearwater Revival und Fairport Convention und bleibt dennoch höchst eigenständig. Erfrischend altmodisch, keineswegs eingestaubt. Zwischendurch vertauscht Kincaid die E-Gitarre auch mal mit dem Banjo oder der Mandoline. Doch meist krachen die Gitarren, mischt sich der sumpfige Großstadt-Blues mit Melodien irischer New-York-Immigranten.
Brandos-Musik ist erwachsene Musik. Der Altersdurchschnitt im Saal dürfte um die 40 liegen. Die Songs sind durchaus kommerziell, haben mitunter geradezu hymnenhafte Refrains, bleiben dem Mainstream dennoch angenehm fern. Und sie haben Hitqualitäten. Wie «Nothing To Fear», «Gettysburg», «Gunfire At Midnight».
Die Brandos werden von der schieren Lust zu spielen angetrieben. Selbst vor einer treibenden Coverversion von Patsy Clines Countryhit «Let The Teardrops Fall» machen sie nicht Halt. Kincaid & Co. brauchen das Rampenlicht und das Feedback des Publikums mehr als jedes Studio. Und sie haben treue Fans, die an den richtigen Stellen mitwippen und -singen. Und die Brandos auch nach mehreren Zugaben partout nicht von der Bühne gehen lassen wollen.