Riesenhoch und marmorweiß steht es da, das Monument. Viel zu hoch, viel zu weiß. Es erinnert an traurige, blutige Zeiten, als die Kanadier fielen in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs. Zwei Männer und eine Frau, allesamt Kanadier, meißeln an ihm herum. Meißeln Namen über Namen in die Sockel. Namen von Menschen, die sie kannten, Menschen, die sie liebten.
Tilman Becker, Abkömmling der deutschen Siedlung Shoneval / Ontario, muss den Verlust seines Beinen verarbeiten, Schwester Klara trauert ihrem Verlobten nach, Giorgio sieht Gesichter, Gespenster. Sie trauern, haben Geschichte abzutragen, finden ihr Glück. Eine Geschichte von Pioniergeist und Überlebenswillen, von Liebe und Treue erzählt die in Ontario lebende Schriftstellerin Jane Urquhart. Gerade heraus, scheinbar kunstlos, bilderreich, blutig und sehr, sehr schön. Eine Dorfgeschichte und eine Weltkriegsgeschichte. Der beste Ersatz, den es für E. Annie Proulx in diesem Jahr gibt. Was Besseres kann einem zwischen den Jahren nicht passieren. Wo es die Fernseh-Mehrteiler doch nicht mehr gibt. max
Jane Urquhart: Die Bildhauer. Aus dem Englischen von Barbara Schaden. Berlin Verlag, Berlin. 432 S., 24 Euro