Sie tragen blaue Uniformen, Namensschildchen und bequeme Schuhe, und als Besucher der Alten Nationalgalerie interessiert man sich normalerweise nur dann für sie, wenn sie einen ermahnen, Abstand zu den empfindlichen Werken zu halten. Robyn Orlin, Choreografin und Regisseurin aus Johannesburg, lenkt das Augenmerk auf das Innenleben eben dieser Menschen, der Museumswärter. Und so wird eingeladen, im fast privaten Rahmen zu erfahren, was sich an intensiven Beobachtungen und Gedanken über Kunst und Menschen im Museumsalltag so ansammelt.
Die Aufseher, und zwar die echten, geleiten die Besuchergruppe zu einer Video-Installation im zweiten Obergeschoss. Jeder für sich präsentiert auf einem Bildschirm seine Gedanken während seines meditativen Arbeitstages, und das ist mal lieb, mal befremdlich, mal lustig. Man staunt, als sich aus der Gruppe der Zuschauer plötzlich die Schauspieler lösen. Toni Merkle mimt einen fanatischen Fan des «Eismeers» von Caspar David Friedrich und tanzt eindrucksvoll die Interpretation des Bildes. Gerard Bester diskutiert mit dem Publikum über die Eigenart des romantischen Malers, nur den Rücken der Menschen zu malen. Die Wärter benehmen sich wieder wärterhaft, helfen bei der Übersetzung der Texte und kümmern sich um die aufgewühlt dargestellten Bilderfreunde, auch wenn das heute ein Tänzchen mit einschließt.
Da ist man eben noch in die bereitgestellten Filzlatschen geschlüpft, um die Ruhe im Museum zu wahren und wird nun konfrontiert von den lauten Stimmen der Schauspieler und ihrer inneren und äußeren Entblößung. Ein bisschen grell? In der Ruhe der musealen Räume erscheint den Angestellten bestimmt mancher Schaulustige ebenfalls sehr schrill. Man erfährt viel über die Bilder und ihre Beziehung zu den Menschen. Und das alles unter Umgehung kunsthistorischer Schwellenängste.
Alte Nationalgalerie, Bodestraße, Museumsinsel. Heute, Mi., Fr., Sa. u. So., 18.30 Uhr. Karten Tel.: 0180 / 52 37 45