Dave Grohl scheint ziemlich überrascht zu sein. Vor etwas mehr als zwei Jahren spielte er mit seinen Foo Fighters schon einmal in der Arena in Treptow, doch da war diese nur zur Hälfte gefüllt. Heute ist der Andrang ungleich größer. Vielleicht, weil sich angedeutet hatte, dass der Sound wesentlich druckvoller und härter sein würde? Auf dem aktuellen Album «One By One» spielt die Band so entschlossen und unverkrampft wie nie.
Mittlerweile hat Grohl, der ehemalige Schlagzeuger von Nirvana, wohl eingesehen, dass er nicht vor seiner Geschichte davonlaufen kann. «All My Life» und «My Hero» sind Stücke mit der Wucht von hundert gleichzeitig ertönenden Weckrufen. Mit Gitarrist Chris Shiflett, Bassist Nate Mendel und dem rabiaten Schlagzeuger Taylor Hawkins weiß Grohl ein Trio hinter sich, das sich nicht nur als feste Besetzung stabilisiert hat, sondern auch den nötigen Biss zeigt.
Die Musik ist ziemlich gut, rein menschlich gibt auch nichts einzuwenden. Mehrmals gestattet Grohl den Fans Einblicke in sein Leben. Man erfährt etwa, dass sich der Befehlshaber der Foo Fighters ganz gerne die Haare wäscht, bevor er in den Kampf namens Konzert geht. Und dass ihm in jungen Jahren die Kultband Hüsker Dü über die Runden half. Solche Ansprachen sind Momente der Ruhe, bevor wieder der große Rock-Sturm losbricht. Bei «Stacked Actors» spielt sich die Band förmlich in einen Fieberrausch. Dieser Song ist Courtney Love, der Witwe von Nirvana-Chef Kurt Cobain gewidmet, mit der Grohl so seine Meinungsverschiedenheiten hat. «Low» dagegen ist ein düsteres Stück, das so gar nicht zu der lebensbejahenden Energie passt, die von den Foo Fighters sonst verbreitet wird.
Mit alten Feierhymnen wie «Monkey Wrench», «Breakout" und «This Is A Call» bringt das Quartett am Ende richtige Stimmung in die Arena. Aus einer Band, die Grohl einst nur aus therapeutischen Gründen ins Leben rief, ist eine leibhaftige Rock-Institution geworden. huf