Das Goethe-Institut eröffnet neue Dependancen

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Stefan Kirschner

Kein geschöntes, sondern ein realistisches Deutschlandbild will das Goethe-Institut Inter Nationes vermitteln. Dabei werde künftig noch stärker auf internationale Kooperationen gesetzt, sagte die Präsidentin Jutta Limbach gestern auf der Jahrespressekonferenz der Einrichtung. «Wir sind nicht der Wurmfortsatz des Auswärtigen Amtes, sondern autonom und zielgruppenorientiert», betonte Frau Limbach das neue Selbst- und Sendungsbewusstsein des Goethe-Instituts.

Nach dem Schrumpfungsprozess der vergangenen Jahre wächst die für die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik der Bundesrepublik zuständige Einrichtung wieder. Neu- und Wiedereröffnungen stehen auf dem Programm: in Havanna, Kabul, Algier, Teheran - und bald auch in Slowenien. Daneben sind «Stützpunkte», also eine zeitgemäße, abgespeckte Form eines Goethe-Instituts geplant, unter anderem im nordkoreanischen Pjöngjang und in Maputo, der Hauptstadt Mosambiks. Besonders in dem afrikanischen Staat wird das neue Credo von der Vermittlung eines realistisches und zeitgemäßen Deutschlandbildes auf fruchtbaren Boden fallen. Dort ist die DDR im Bewusstsein noch recht gegenwärtig.

Um seinem Auftrag zur Informationsarbeit auch in Zeiten begrenzter finanzieller Möglichkeit nachzukommen, eröffnet das Goethe-Institut auch Lesesäle. In Osteuropa gebe es 55 solcher Stätten, die mit Büchern sowie aktuellen Zeitungen und Zeitschriften bestückt werden. In Weißrussland etwa habe sich der Lesesaal des Goethe-Instituts zu einem «Zufluchtsort der Opposition» entwickelt, die hier wichtige Informationsquellen und Möglichkeiten des Austauschs finde, sagte Frau Limbach.

Unkonventionelle Angebote wie HipHop-Sprachkurse und der Unterricht via Internet sollen ein jüngeres Publikum ansprechen, betonte Generalsekretär Joachim-Felix Leonhard. Auch Veranstaltungen, die Ereignisse wie die diesjährige Fußball-Weltmeisterschaft begleiten, eröffneten neue Perspektiven. «Wir wollen die ,Marke Deutschland' nach draußen tragen», betonte Leonhard.

Das Goethe-Institut Inter Nationes betreibt 125 Auslands- und 16 Inlandsinstitute und hat etwa 3100 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr betrug das Budget rund 242 Millionen Euro.