Esoterik läuft besser als Theater: Henschel-Verlag wird geschlossen

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Es sind schwierige Zeiten, auch für die Verlage. Sie suchen nach Wegen zur Konsolidierung und kündigen dabei immer wieder an, was als Königsweg aus der Krise gilt: die Konzentration auf das so genannte Kerngeschäft. Mit genau dieser Begründung hat nun die Verlagsgruppe Dornier angekündigt, ihre beiden Leipziger Häuser E. A. Seemann und Edition Leipzig zu schließen. Und den traditionsreichen Berliner Henschel Verlag.

Der wichtigste Theaterverlag der DDR hatte nach der Wende schon einmal kurzfristig vor dem Aus gestanden, war unter die Verwaltung der Treuhand gestellt worden. Bis er vom Münchner Mäzen Silvius Dornier im Oktober 1992 neugegründet und in die Dornier Medienholding integriert wurde. Die Geschichte des 1945 von Bruno Henschel gegründeten Verlages konnte erst einmal weitergehen. Henschel hatte bis 1951 privat Belletristik, Bühnenstücke und Lehrbücher und die Zeitschrift «Theater der Zeit» publiziert. 1951 wurde der Verlag dem Verlags- und Druckereikontor unterstellt. Henschel blieb Verlagsleiter und hielt sein Haus von allzu starker Einflussnahme der SED Kunstdoktrin frei.

Nach der Wende wurde wie für beinahe alle ostdeutschen Verlage auch für Henschel alles anders. Der Marktwirtschaft war man kaum gewachsen, eine schon auf Kiel gelegte Taschenbuchreihe ging daneben. Bis Silvius Dornier zur Buchmesse 1992 eben die Rettung verkünden konnte. Seitdem erschienen meist prachtvoll aufgemachte, häufig Berlin-zentrierte Theater-, Film-, Musikbücher und Biografien. Die allerdings nicht immer die Präsentation bekam, die sie verdient hätten. Und zuletzt wurden sie dann nicht mehr zum Kerngeschäft gerechnet. Dornier will sich auf jene seiner Verlage konzentrieren, die Themen wie Buddhismus, Spiritualität und Lebensführung thematisieren.

Berlin ist damit - nach dem Ende von Volk und Welt und der Abwanderung von Ullstein nach München - einen weiteren Schritt der verlegerischen Versteppung näher gekommen. elk