Das Erbe des Kaisers

Rainer Haubrich

Böswillige sprechen nur vom «Kaiserramsch». Und tatsächlich findet sich auch Hohenzollernkitsch in Haus Doorn bei Utrecht, wo Wilhelm II. die Zeit seines Exils verbrachte und starb. Doch es gibt auch viel Qualität, und dieses außergewöhnliche Museum vermittelt mit seinen kaum veränderten Interieurs einen höchst anschaulichen Eindruck von der wilhelminischen Lebenswelt. Auf dem Dachboden und in Lagerräumen schlummern schließlich viele Einrichtungsstücke aus Berliner und Potsdamer Schlössern. Seit der Beschlagnahmung 1945 gehört dies alles dem niederländischen Staat. Jetzt wollen Deutschland und Holland zusammen das Geschichtserbe in einer Stiftung verwalten. Dem Projekt wäre ein Erfolg zu wünschen. Nicht nur wegen der zu erwartenden «Leihgaben», die dann nach Berlin und Potsdam zurückkehren könnten. Sondern auch, weil hier exemplarisch gezeigt würde, wie Staaten im neuen Europa ihr kulturelles Erbe gemeinsam pflegen können.