Vor ziemlich genau einem Jahr stellte eine von der Senatskulturverwaltung beauftragte Evaluierungskommission ein brisantes Gutachten vor. Dieses Papier zur Konzeptförderung von privat betriebenen Bühnen besiegelte das Ende des Schlosspark-Theaters, weil die Politik den Empfehlungen der Jury entsprechend die Subventionen auf Null setzte. Schließlich wurde während der Beratungen zum Doppelhaushalt in diesem Frühsommer der Haushaltstitel von den Regierungsfraktionen kräftig zusammengestrichen: Die Zeitgenössische Oper, die im Rahmen dieser Konzeptförderung über einen Zeitraum von vier Jahren jeweils mit 500 000 Euro unterstützt werden sollte, ging - entgegen dem Votum der Jury - leer aus. Insgesamt wurde die Förderung von 8,3 Millionen Euro im Jahr 2001 auf 6,6 Millionen Euro für 2003 verringert.
Weiterhin unterstützt werden Neuköllner Oper, Renaissance-Theater, Vaganten-Bühne, Kleines Theater, tribüne, Theater im Palais (TiP), Sophiensaele und das theater 89. Allerdings haben bisher lediglich zwei Einrichtungen einen Zuwendungsbescheid von der Senatskulturverwaltung für 2003 bekommen: das TiP und das theater 89.
Aber auf den Zuwendungsvertrag, der die vierjährige Förderung von 2003 bis 2006 festschreibt, warten alle bislang vergeblich. «Ein bisschen besorgt», zeigt sich Kerstin Iskra von der Neuköllner Oper. Sie hofft, dass der Kultursenator zu seiner Absichtserklärung steht und die Fördersumme nicht reduziert wird. Schließlich plant die Neuköllner Oper schon jetzt für die nächste Saison.
Als «äußerst brisant für die Häuser» bezeichnet Amelie Deuflhard von den Sophiensaelen die ausbleibende Post von der Senatskulturverwaltung. «Ohne Vertrag fließt kein Geld. Und ohne die Zuwendungen muss ich den Betrieb im Januar stilllegen, denn dann könnte ich weder die Gehälter der Angestellten noch die Miete bezahlen», beschreibt Frau Deuflhard das grundsätzliche Problem.
Während Horst Filohn, der Intendant des Renaissance-Theaters, und Tribünen-Chef Rainer Behrend auf das Prinzip Hoffnung setzen, kann die Senatskulturverwaltung gar kein Problem erkennen: «Die Mittel für 2003 sind in den Haushalt eingestellt, also fließen sie auch», betont Torsten Wöhlert, der Sprecher des Kultursenators.
Wann allerdings die Theater ihren mehrjährigen Zuwendungsvertrag, der wesentlicher Bestandteil der Konzeptförderung ist, bekommen, vermochte Wöhlert gestern nicht zu sagen. Schließlich hält Finanzsenator Thilo Sarrazin grundsätzlich nichts von mehrjährigen Zuwendungsverträgen. Die geben den Kultureinrichtungen Planungssicherheit - und nehmen dem Finanzsenator die Möglichkeit, zu streichen. Darauf aber möchte Sarrazin nicht verzichten. Deshalb plädiert er dafür, ab 2004 keine mehrjährigen Zuwendungsverträge mehr abzuschließen. Die ersten Leidtragenden könnten die konzeptgeförderten Theater sein.