Gewalt als Ventil

In dieser Geschichte kommen zwei Dinge zusammen, die geradezu zwangsläufig in die Katastrophe münden: Ein kleines Mädchen, Amy, verschwindet spurlos, und in Bassindale Estate, einem trostlosen Getto für Menschen am Rande der Gesellschaft, wird bekannt, dass die neuen Mieter in der Humbert Street 23 Pädophile sind. Jemand erzählt, dass Amy dort gesehen worden sein soll - und Perspektivlosigkeit, Dummheit sowie Alkohol vermischen sich zu einem hoch explosiven Cocktail. Die Polizei fahndet derweil nach einem anderen Verdächtigen, doch das bekommen die Menschen in Bassindale Estate nicht mit. Es würde sie wohl auch nicht interessieren. Denn sie haben Blut geleckt.

«Der Nachbar» heißt dieser Roman der britischen Bestseller-Autorin Minette Walters, die mit ihren anderen Büchern, «Das Eishaus» etwa oder - immer noch grandios - «Die Bildhauerin», ein Millionenpublikum gefunden hat. Ihr neuer Roman bleibt hinter seinen Vorgängern zurück, weil die Geschichte zum einen vorhersehbar ist. Zum anderen wechselt die Autorin kapitelweise von Schauplatz zu Schauplatz. Das soll wohl den Eindruck der Authentizität erwecken, reißt aber nur die Geschichte auseinander. Schade. bix

Minette Walters: Der Nachbar. Deutsch von Mechtild Sandberg-Ciletti. Goldmann Verlag, München. 414 S., 22,90 Euro