Alterswerk: Peter Gabriels neue CD «Up»

Peter Gabriel sah niemals wie ein Rockstar aus. Vor 30 Jahren kostümierte er sich deshalb auf der Bühne als Narzisse oder Zigarettenschachtel. Heute ließe man sich gern von ihm Naturheilkräuter und Meditations-CDs empfehlen. Ein so weiser, kahler Mann mit Spitzbart. Gütig strahlen seine Augen. «Up» sei nach zehn Jahren endlich wieder eine neue Platte, heißt es.

Und da staunt sogar der Laie: Hatte Peter Gabriel nicht ständig etwas laufen? Neue Medien? Weltmusik aus seinen Real-World-Studios? Seine Stiftung zur technologischen Aufrüstung von Menschenrechtlern? Das «Ovo»-Multimedia-Musical für den Millennium Dome in London? Niemand kann also behaupten, Gabriel sei ein Jahrzehnt mit «Up» schwanger gegangen.

Doch so klingt das Album: wie ein schwer herausgepresstes Alterswerk. Es steckt nicht weniger als alles Wesentliche drin. Geburt und Tod, das Glück sowie die Ängste zwischendurch, die Psychoanalyse und ein Quäntchen Ironie, das einen zusätzlich verwirrt. Man hört, der Meister führe eine Existenz, in der er jede Regung festhält, mitschneidet und aufnimmt. Das gibt jede Menge Material, das immer irgendwo Verwendung finden muss. In Soundtracks und Projekten - oder nun in einem Soloalbum.

Die Ideen verdichten sich zu einem großen Ganzen, alles führt zur üblichen, erhaben-düsteren Atmosphäre. Popmusik zur Austreibung der bösen Geister. Denn nach Songs wie «No Way Out» oder «The Barry Williams Show», nach Kindstot oder Fernseh-Talk, beschließt der Therapeut die Sitzung mit «Life carries on». Das Leben geht weiter. mp

Peter Gabriel: «Up» (Real World/Virgin)