Glatzenkampf

Yul Brynner, Hollywoods russischer Pharao, wäre wahrscheinlich nicht nur im Gesicht rot angelaufen vor Wut, erführe er von dem alles andere als haarigen Wettbewerbsstreit im Süden unserer Republik. Die Bayerische Landesärztekammer hatte einer Klinikkette untersagen wollen, mit Vorher-/Nachher-Fotos für die Behandlung von Glatzen zu werben. Das, was man heutzutage flapsig auch als Festplatte bezeichnet, sei nämlich eine Krankheit, meinte die Kammer in ihrer Begründung. Und da habe Werbung nun mal nichts zu suchen. Ein Argument, das Katastrophenalarm auslösen müsste: Denn demnach wäre ein Großteil von Sportlern, Showstars, unserer Ordnungshüter und überhaupt vieler Vertreter aller Berufssparten ein Fall für den Onkel Doktor. Doch nun ist, dem Bundesgerichtshof sei Dank, die Welt wieder ins rechte Lot gebracht. Die männliche Glatze, so das Urteil der hohen Juristen, ist nämlich keine Krankheit, sondern eine natürliche, genetisch bedingte Entwicklung. Ob das auch für die jungen Herren mit Springerstiefeln gilt, die mancherorts, wo einst Klassenkampf betrieben wurde, den Glatzenkampf propagieren?