Rückkehr des Thibaud-Trios mit Fischpredigt

Die erfreuliche Rückkehr der einstigen HdK-Studenten an ihren Ausgangsort bot im Konzerthaus einen Frontmann, der dem Streichtrio zu höchsten musikgeschichtlichen Ehren verholfen hat: Beethovens Opus 9 gehört zu den frühesten Zeugnissen jener düster aufflammenden Heftigkeit, die das 18. Jahrhundert mit einer einzigen gewaltigen Geste liquidierte. Die jungen Herren des Jacques Thibaud Trios griffen energisch zu bei Beethovens kühnem, unvergnügtem c-Moll-Trio Nr. 3, um sodann mit Schönbergs Opus 45 eine interpretatorische Meisterleistung abzuliefern. Das Werk umschmeichelt uns zwar, wie es der späte Schönberg ohnehin gern tut, mit melodischen Linien, doch ist es bei aller Expressivität vor allem ein technisch vertracktes Bravourstück. Burkhard Maiß, Philip Douvier und Uwe Hirth-Schmidt zeigten sich ihm in jeder Beziehung gewachsen.

In Schuberts «Forellen-Quintett» verschoben sich dann die Gewichte. Ergänzt um Ciao Pagano am Klavier und Masatoshi Saito am Kontrabass eilte das Thibaud-Trio mit Berliner Sachlichkeit durch diese vorwiegend heitere, während eines glücklichen Steyrischen Sommers 1819 gehaltene Fischpredigt.

Der gleich üppigen Südfrüchten aufblühende Charme des Andante, sein traurig ausschwingender Abgesang von Bratsche und Cello, die offenbar von zu viel Blauem Zweigelt verursachte närrische Fröhlichkeit des Scherzo wurden nicht bis zum Letzten ausgekostet. Man hörte den Thibauds an, dass sie nicht aus Wien stammen. Vielleicht auch besser so als der Mundart zu frönen.

Weitere Auftritte in Berlin dringend empfohlen! VT