Alles schwebt auf den Flügeln der Harmonie

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Ein Konzertflügel verlässt Berlin. In Richtung Dresden. Durch die Flutkatastrophe erlitt die dortige Musikhochschule einen Schaden von rund 1,3 Millionen Euro. Vor allem auch Musikinstrumente habe es betroffen, berichtet Rektor Wilfried Krätzschmar vor Konzertbeginn. Deshalb bedankt er sich bei Konzerthaus-Intendant Frank Schneider, der sich wiederum vorab beim Empfang im Hilton Hotel artig beim Berliner Senat für das unbürokratische Abnicken dieser Schenkung bedankt hatte. Auch an Spendenaufrufe vor Kulturveranstaltungen wird sich das Publikum in den kommenden Tagen und Wochen zu gewöhnen haben.

Ansonsten war das Saisoneröffnungskonzert des Berliner Sinfonie-Orchesters bedankenswert kurz, kurzweilig und ziemlich harmoniesüchtig. Wobei Chefdirigent Eliahu Inbal dem mit bürokratischer Strenge am Pult entgegensteuerte. Er untersagte seinen Streichern in Mahlers 4. Sinfonie fast jeglichen Überschwang. Inbal werkelte mit den Instrumentengruppen an vielen Details, erzwang reichlich Zäsuren innerhalb der Sätze. Damit auch manch wundervolle Wendung gerade im Verhaltenen, im Leisen hervorgezaubert.

Somit konnte Malin Hartelius im vierten Satz nur noch anrührend schlicht ihr Liedchen singen, umhüllt vom wohligen Orchesterklang. Ein in seiner Schlichtheit zweifellos schlüssiges Finale.

Die schwedische Sopranistin war auch der Lichtblick, besser: eine seelenvoll singende griechische Sklavin in Ravels «Myrrha»-Kantate (nach Lord Byrons Drama «Sardanapalus») zum Auftakt. Das zwanzigminütige Stück lebt von größeren, in den Melodien dick auftragen wollenden Stimmen. Das wollten aber weder Tenor John Aler als König, noch Bariton Francois Le Roux als Hohepriester. Und es war zu hören, warum Ravel auch bei diesem seiner insgesamt fünf Versuche den «Prix de Rome» nicht erringen konnte: Das Orchester kommt allzu leichtfertig daher. Aber es gibt einen Trost, den diese quasi erst 1975 wieder entdeckte Rarität spendet: Caplet und Dupont gewannen seinerzeit, aber nur Ravel kennt heute noch jeder. vbl