Die Krise als Chance

Birgit Warnhold

Die Umsatzeinbrüche liegen im zweistelligen Bereich, mittlere und kleinere Verlage bangen um ihre Existenz - es gibt keinen Zweifel, dass es der Buchbranche schlecht geht. Dieses Mal ist die Krise echt. Aber wer weiß, vielleicht hat sie auch ihr Gutes.

Jahrelang haben alle gestöhnt über die ständig anwachsende Buchproduktion. Knapp 90 000 neu erschienene Titel im vergangenen Jahr markieren die Spitze dieser Entwicklung, die einen Markt überschwemmte, der längst gesättigt war. Jetzt sind die Verlage gezwungen, ihre Programme zu reduzieren, aus ökonomischer Notwendigkeit. Überproduktion und Wirtschaftskrise haben zu Veränderungen geführt, die grundlegend sein werden für die Buchbranche. Es ist ein Strukturwandel, der sich vollzieht und den man vor gar nicht langer Zeit in anderer Weise befürchtet hatte: durch die Aufhebung der Buchpreisbindung. Die Risiken, die damals wie Horrorszenarien an die Wand gemalt wurden, gibt es auch jetzt: Dass nämlich Verlage nur noch auf Bestseller setzen, also auf die verhältnismäßig sichere Mark, und auf den literarischen Anspruch pfeifen. Es gibt aber auch eine andere Möglichkeit: dass nämlich die unglaubliche Masse an dritt- und viertklassigen Büchern schrumpft und stattdessen Qualität wieder mehr zählt. Darin liegt die Chance.