Der Kommunismus fiel nicht erst mit der Mauer. Eigentlich war er schon 1986 gestorben. Und zwar nicht im Osten, sondern in Den Haag. Dort nämlich stellte man eine Bronzebrüste von Josef Vissarionowitsch Stalin ins Rot(!)lichtviertel. Die rote Socke im rechten Licht. Umgeben von lauter Opfern des Kapitalismus, die nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern sich selbst verkauften: als Prostituierte im Schaufenster. Nach 26 Jahren soll das inzwischen stark mitgenommene Kunstwerk - die Eisenbüste blickte von einer umfunktionierten Telefonzelle aus mit strengem Blick auf das Volkstreiben - jetzt an eine noblere Adresse umziehen: ins Städtische Museum. Stalin, witsch und weg. Dort soll es aber durchaus «im alten ironischen Glanz» wiedererstehen, wie die Erschaffer Vitaly Komar und Alex Melamid verlauten ließen. Auch der eigentümliche Brauch, dem Diktator zur Demonstration einer gewissen Volksverbundenheit täglich einen Hering vorzulegen, werde dort beibehalten. Gibt man jetzt noch täglich Brot dazu, dann hat nicht nur der Kapitalismus über den Kommunismus gesiegt, sondern - Sie erinnern sich: Bergpredigt, Speisung der Zehntausend - auch das Christentum. Opium fürs Volk! Hier schließt sich der Kreis: In Sachen Drogen war man in den laxen Niederlanden schon immer am besten aufgehoben.